Burnout erkennen

Mann mit erkanntem Burnout

Burnout zählt zu den häufigsten psychischen Belastungen in der Arbeitswelt. Was sind frühe Warnzeichen und wie kann Burnout erkannt werden, bevor Erschöpfung und Rückzug den Alltag bestimmen.

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Burnout ist ein schleichender Prozess, der häufig erst erkannt wird, wenn die Symptome bereits offensichtlich sind. Frühe Warnsignale werden oft als gewöhnlicher Stress abgetan. Dabei ist das rechtzeitige Erkennen entscheidend, um den Übergang von vorübergehender Belastung zu chronischer Erschöpfung zu verhindern.

Burnout erkennen: Frühe Anzeichen und Symptome bei sich selbst

Der Beginn eines Burnouts verläuft meist unbemerkt. Die ersten Anzeichen wirken harmlos: innere Unruhe, flacher Schlaf, ständige Anspannung. Viele Betroffene halten diese Symptome für vorübergehend. Sie hoffen, dass es sich nur um eine Phase handelt, die bald vorübergeht. Man geht von einem überschaubaren Zeitraum aus, ab dem dann wieder alles normal werden würde. Beispiele wären etwa ein herausforderndes Projekt, das noch abgeschlossen werden muss oder die Aussicht auf Entlastung durch einen neuen Mitarbeiter. In dieser Hoffnung mobilisieren viele ihre letzten Reserven, um noch mehr zu leisten und geraten damit nur tiefer in die Erschöpfung statt aus ihr heraus.

Gerade leistungsorientierte Menschen neigen dazu, Anzeichen von Überlastung zu ignorieren, weil sie Belastbarkeit als Teil ihres Selbstwerts sehen.

Irgendwann ist auch die Reserve aufgebraucht und es bleibt Leere. Aufgaben werden noch erfüllt, nach außen wirkt man produktiv, innerlich jedoch ausgebrannt. Hinzu kommen häufig körperliche Symptome:

  • Kopfschmerzen
  • Verspannungen
  • Magenbeschwerden
  • ständige Müdigkeit trotz ausreichendem Schlaf

Wenn selbst Wochenenden oder Urlaube keine Erholung mehr bringen und Sie morgens erschöpft aufwachen, ist das kein normales Stresssignal, sondern ein ernstes Warnzeichen.

Neben körperlichen Symptomen treten emotionale und psychische Veränderungen auf:

  • Dinge, die früher Freude bereiteten, erscheinen bedeutungslos
  • Arbeit wird zur bloßen Pflicht
  • soziale Kontakte werden als anstrengend empfunden
  • das Interesse an Freizeitaktivitäten nimmt ab
  • Rückzug aus Beziehungen
  • Tätigkeiten werden mechanisch ausgeführt, ohne inneren Bezug
  • Gefühl, „nichts mehr geben zu können“
  • Gereiztheit und Antriebslosigkeit
  • Sinkende Geduld

Burnout bei Kolleginnen und Kollegen: Warnsignale im Arbeitsumfeld

Burnout spiegelt sich auch im sozialen Verhalten wider. Kolleginnen und Kollegen nehmen Veränderungen oft früher wahr als Betroffene selbst. Der Blick von außen ist daher wichtig für die Früherkennung. Häufig zeigen sich subtile Veränderungen: Rückzug aus Gesprächen, gereizte Reaktionen oder eine angespannte Grundhaltung. Menschen, die früher kommunikativ und humorvoll waren, werden stiller, distanzierter oder zynisch.

Diese Verhaltensänderungen sind keine Charakterschwäche, sondern Ausdruck innerer Erschöpfung.

Auch in der Arbeitsweise zeigen sich Warnsignale, etwa häufige Flüchtigkeitsfehler, abnehmende Konzentration oder übermäßige Kontrolle von Aufgaben. Burnout kann sich paradoxerweise sowohl durch Leistungsverlust als auch durch übermäßiges Engagement äußern. Manche Betroffene arbeiten ununterbrochen, um die innere Leere nicht spüren zu müssen. Diese Überaktivität wirkt nach außen engagiert, ist aber ein Versuch, den Kontrollverlust zu überdecken.

Digitale Arbeit oder Homeoffice können ebenfalls Hinweise liefern: Kollegen, die ständig online sind, auch spätabends Mails beantworten oder nicht abschalten können, zeigen häufig frühe Anzeichen mangelnder Abgrenzung. Die dauerhafte Erreichbarkeit verhindert psychische Erholung, die Betroffenen wirken oft unruhig, getrieben und erschöpft zugleich.

Wenn Kolleginnen oder Kollegen frühe Anzeichen zeigen, kann ein respektvolles Gespräch helfen. Unterstützung anbieten, ohne zu bewerten, wirkt oft entlastend. Fragen wie „Wie geht es dir wirklich?“ oder „Kann ich dich irgendwie entlasten?“ öffnen Raum für ehrliche Antworten.

Typische Beobachtungen im Kollegenkreis

Mögliche Bedeutung

Sozialer Rückzug

Erste emotionale Erschöpfung, Verlust von Empathie

Überengagement

Versuch, Kontrolle zu bewahren oder Erschöpfung zu kompensieren

Gereiztheit oder Zynismus

Anzeichen innerer Überforderung und sinkender Frustrationstoleranz

Ständige Erreichbarkeit

Fehlende Abgrenzung, chronische Aktivierung

Wer Belastung anspricht, zeigt Solidarität – und kann verhindern, dass Erschöpfung chronisch wird.

Burnout bei Mitarbeitenden erkennen: Hinweise für Führungskräfte

Führungskräfte sind in einer Schlüsselrolle, weil sie Entwicklungen über längere Zeit beobachten und Rahmenbedingungen gestalten können. Häufige Fehlzeiten, Rückzug aus Besprechungen, sinkende Motivation oder ein Verlust an Selbstvertrauen sind ernstzunehmende Hinweise. Burnout kündigt sich selten durch einzelne Vorfälle an, sondern durch ein Muster allmählicher Veränderungen.

Diese Warnsignale werden oft mit „mangelndem Engagement“ verwechselt. Viele Mitarbeitende gehen im Burnout auf Distanz zu Kollegen und Vorgesetzten. Diese Distanz ist oft ein Schutzmechanismus gegen emotionale Überforderung. Führungskräfte sollten daher sensibel nachfragen, welche Ursachen dahinterstehen statt zu beurteilen.

Das Verhalten betroffener Mitarbeitender ist häufig ambivalent: Einerseits zeigen sie Erschöpfung, andererseits halten sie an alten Leistungsansprüchen fest. Sie nehmen Aufgaben an, die sie kaum noch bewältigen können, und vermeiden es, Schwäche zu zeigen. Dieses Verhalten wird durch Leistungsdruck und Angst vor Stigmatisierung verstärkt. Besonders gefährdet sind Mitarbeitende mit hoher Verantwortung und geringem Rückhalt.

Früherkennung gelingt durch regelmäßige Gespräche, offene Kommunikation und sichtbare Wertschätzung. Mitarbeitende, die sich sicher fühlen, sprechen eher über Belastungen. Das erfordert keine psychologische Expertise, sondern Zuhören und Vertrauen. Ein Arbeitsumfeld, in dem über Erschöpfung gesprochen werden darf, ist der beste Schutz vor Burnout.

Führung heißt, den Menschen zu sehen, nicht nur die Leistung.

FAQ: Häufige Fragen zu Burnout Früherkennung

Woran erkenne ich, dass ich einen Burnout entwickle?

Erste Warnzeichen sind anhaltende Erschöpfung, Schlafprobleme, Gereiztheit und innere Unruhe. Wenn selbst Ruhepausen oder Urlaube keine Besserung bringen, sollten Sie aufmerksam werden. Auch der Verlust von Freude, Antriebslosigkeit und Rückzug aus sozialen Kontakten sind typische Hinweise.

Was ist der Unterschied zwischen Stress und Burnout?

Stress ist eine vorübergehende Belastung, die nach Erholung abklingt. Burnout hingegen ist ein chronischer Zustand tiefer Erschöpfung, bei dem selbst längere Pausen keine Besserung bringen. Während Stress antreiben kann, führt Burnout zu innerer Leere, Gleichgültigkeit und emotionaler Distanz.

Wie kann ich Burnout bei Kolleginnen und Kollegen erkennen?

Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten: sozialer Rückzug, zunehmende Gereiztheit, Zynismus oder häufige Konzentrationsfehler. Solche Anzeichen sollten ernst genommen werden.

Was kann ich tun, wenn ein Kollege überfordert wirkt?

Sprechen Sie behutsam an, was Ihnen auffällt, ohne Vorwürfe oder Diagnosen. Manchmal hilft es schon, einfach zuzuhören. Ermutigen Sie die Person, Unterstützung oder professionelle Hilfe anzunehmen.

Wie können Führungskräfte Burnout bei Mitarbeitenden erkennen?

Warnsignale sind häufige Fehlzeiten, Rückzug, sinkende Motivation oder übermäßiger Arbeitseinsatz. Wichtig ist, solche Veränderungen nicht als mangelnden Einsatz zu deuten. Regelmäßige Gespräche und Wertschätzung schaffen Vertrauen und ermöglichen rechtzeitige Unterstützung.

Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
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