Mobbing am Arbeitsplatz
Wie Mobbing in der Arbeit entsteht und was man tun kann
Mobbing am Arbeitsplatz betrifft Teams, Führung und ganze Organisationen. Doch wie kann sich als Betroffener wehren und was kann der Arbeitgeber tun?
Mobbing ist auch in der Arbeitswelt verbreitet. Schätzungen zufolge erleben bis zu 15 % der Beschäftigten im Laufe ihres Berufslebens systematische Ausgrenzung, Intrigen oder psychische Angriffe. Trotzdem wird Mobbing am Arbeitsplatz häufig als „zwischenmenschliches Problem“ verharmlost.
Mobbing im Beruf
Die Mechanismen des Mobbings sind dieselben wie in anderen Bereichen, etwa in der Schule: Wiederholung, Machtgefälle und ein Umfeld, das wegsieht. Der Unterschied liegt in den Strukturen: Am Arbeitsplatz wirken Hierarchien und Abhängigkeiten als Verstärker. Wenn Kollegen oder Vorgesetzte ihre Macht missbrauchen und niemand dagegen aktiv wird, kann ein Klima der Angst entstehen.
Erwachsene Betroffene schweigen oft länger als Kinder oder Jugendliche. Scham, Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber und Angst um den Arbeitsplatz verhindern häufig frühe Interventionen. Viele hoffen zunächst, dass sich die Situation „von selbst beruhigt“. Doch das geschieht leider selten, stattdessen wächst das Gefühl von Kontrollverlust und Einsamkeit.
Mobbing im Beruf entsteht häufig, wenn Führung unklar, Kommunikation eingeschränkt und Teamkultur schwach ist. Unsichere Strukturen, Machtspiele und Konkurrenzdruck schaffen ein Umfeld, das Ausgrenzung begünstigt. Prävention beginnt daher nicht bei einzelnen Mitarbeitenden, sondern bei Führungsstil, Kommunikationskultur und organisationaler Verantwortung.
Mobbing am Arbeitsplatz ist nicht nur ein berufliches Problem: Gereiztheit, Rückzug und emotionale Erschöpfung wirken bis in den privaten Bereich hinein.
Formen und Muster im Arbeitsumfeld
Mobbing am Arbeitsplatz ist kein normaler Konflikt.
Die Formen von Mobbing am Arbeitsplatz sind vielfältig, von subtilen Gerüchten bis zu offenen Angriffen. Grundsätzlich lassen sich drei Hauptkategorien unterscheiden: verbale, soziale und strukturelle Angriffe. Verbales Mobbing umfasst abwertende Kommentare, Ironie und Lächerlichmachen. Soziale Ausgrenzung zeigt sich etwa durch das bewusste Ausschließen aus Gesprächen, Informationsvorenthaltung oder Isolation im Team. Strukturelles Mobbing nutzt die Hierarchie selbst als Druckmittel, beispielsweise durch übermäßige Kontrolle, Arbeitsüberlastung oder den Entzug wichtiger Aufgaben.
- Verbale Angriffe: Lächerlichmachen, Ironie, persönliche Beleidigungen
- Soziale Ausgrenzung: Ausschluss von Meetings, Informationsvorenthaltung
- Strukturelle Schikanen: Aufgabenentzug, übermäßige Kontrolle, unrealistische Ziele
Auch am Arbeitsplatz zeigen sich typische Mobbingmuster: Täter nutzen ihre Position oder Gruppendynamik, um Kontrolle über andere zu erlangen. Mit jeder Wiederholung wächst die Ohnmacht der Betroffenen, während das Umfeld sich an das Ungleichgewicht gewöhnt. Führungskräfte unterstützen diese Prozesse manchmal unbewusst, etwa durch selektive Wahrnehmung oder fehlendes Eingreifen.
Genaues Hinsehen ist entscheidend: Nicht jede Kritik ist Mobbing. Wenn jedoch ein wiederkehrendes Muster erkennbar ist, sollten Warnsignale ernst genommen werden. Wenn Sie das Gefühl haben, regelmäßig ungerechtfertigt Ziel von Spott, Ausschluss oder unfairer Behandlung zu sein, sprechen Sie mit einer Vertrauensperson und dokumentieren Sie die Ereignisse.
Die Rolle der Führung
Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle im Umgang mit Mobbing. Sie beeinflussen maßgeblich, ob Mobbing entsteht oder gestoppt wird. Sprache, Haltung und Reaktion auf Konflikte prägen das Teamklima. Schweigen oder Wegsehen wirkt wie eine stillschweigende Zustimmung, während eine klare und unterstützende Haltung Sicherheit schafft. Vorgesetzte tragen Verantwortung für das Klima im Team, es gehört zu ihrer Aufgabe, aktiv unterstützend zu wirken.
Häufig wird Mobbing falsch gedeutet: Rückzug, Fehler oder Passivität werden fälschlich als mangelnde Motivation interpretiert. So werden Opfer zu vermeintlichen Problemfällen. Wichtig ist, nicht nur Leistung, sondern auch Ursachen zu hinterfragen. Regelmäßige Teamgespräche, Supervisionen und anonymes Feedback helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen. Wer Kritik zulässt und ernst nimmt, schafft Vertrauen und Sicherheit.
Hilfreiche Maßnahmen für Führungskräfte:
- Transparente Kommunikation und regelmäßiges Feedback
- Klare Zuständigkeiten für Konfliktbearbeitung
- Schulungen zu psychologischer Sicherheit am Arbeitsplatz
Eine empathische, unterstützende Führung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife und Verantwortung. Gute Vorgesetzte wissen: Ein vertrauensvolles Klima fördert Motivation und Leistung. Wichtig ist, nicht nur zuzuhören, sondern auch konsequent zu handeln.
Was Betroffene tun können
Mobbing zu erleben bedeutet, sich ohnmächtig und isoliert zu fühlen. Der erste Schritt ist, diese Isolation zu durchbrechen, doch das gelingt kaum allein. Unterstützung von außen ist notwendig. Niemand muss Mobbing „aushalten“ oder „durchstehen“.
Dokumentieren Sie alle Vorfälle: Datum, Ort, Beteiligte und konkrete Aussagen. Diese Notizen helfen, Muster zu erkennen und Beweise zu sichern. Sie sind wichtig, falls Gespräche mit Vorgesetzten, Betriebsrat oder Rechtsberatung nötig werden, und ermöglichen es, auf Fakten statt auf Vermutungen zu verweisen.
Verbündete spielen eine entscheidende Rolle. Menschen, die zuhören, Rückhalt geben und die eigene Wahrnehmung bestätigen. Das müssen nicht unbedingt Kolleginnen oder Kollegen sein, auch Familie, Freunde oder externe Beratungsstellen können wichtige Stützen sein. Selbsthilfegruppen und psychologische Dienste bieten vertrauliche Unterstützung. Wichtig ist, aktiv zu bleiben und nicht in Rückzug und Isolation zu verfallen.
Wichtige Schritte:
- Gespräche mit Vertrauenspersonen oder Betriebsrat suchen
- Vorfälle mit Datum und Details dokumentieren
- Professionelle Beratung (psychologisch, rechtlich) in Anspruch nehmen
- Auf sich selbst achten: Pausen, Bewegung, soziale Kontakte, Entlastung
- Nicht allein bleiben und Unterstützung frühzeitig aktivieren
Wer Mobbing erlebt, darf und sollte Hilfe einfordern. Schweigen schützt nur die Täter.
Häufige Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Konflikt und Mobbing?
Ein Konflikt entsteht zwischen gleichberechtigten Personen und kann gelöst werden, wenn beide Seiten gesprächsbereit sind. Mobbing dagegen ist einseitig, wiederholt und zielt auf Herabsetzung oder Ausgrenzung einer Person.
Was kann ich tun, wenn ich am Arbeitsplatz gemobbt werde?
Dokumentieren Sie alle Vorfälle, suchen Sie das Gespräch mit einer vertrauten Person und informieren Sie – wenn möglich – den Betriebsrat oder eine Führungskraft. Holen Sie sich frühzeitig Unterstützung.
Soll ich mit den Tätern direkt sprechen?
Nicht immer. Wenn das Machtverhältnis ungleich ist oder Sie sich unsicher fühlen, kann das Gespräch in Begleitung neutraler Personen stattfinden. Bei subtilen Angriffen kann es sinnvoll sein, zunächst Beweise zu sammeln.
An wen kann ich mich wenden?
Je nach Arbeitsplatz können Sie sich an Betriebsrat, Personalvertretung oder externe Beratungsstellen wenden. Viele Unternehmen haben Vertrauenspersonen oder Ombudsstellen. Auch Gewerkschaften und Fachverbände bieten Unterstützung an.
Wie reagiere ich als Kollegin oder Kollege auf Mobbing?
Sprechen Sie die Situation an, ohne Partei zu ergreifen, und zeigen Sie, dass Sie nicht wegsehen. Ein Gespräch in der Pause, das Teilen von Informationen oder ein offenes Wort im Team kann Betroffenen bereits spürbar helfen.