Risikofaktoren Burnout

Mann hat Risiko ein Burnout zu entwickeln

Burnout entsteht nicht ohne Grund. Wo Belastungen dauerhaft größer sind als die vorhandenen Ressourcen steigt das Risiko für Burnout. Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle: Bestimmte Berufe, Arbeitsbedingungen und persönliche Merkmale können das Risiko erheblich erhöhen. Wir erklären, was besonders kritisch ist und warum einige Tätigkeitsfelder stärker betroffen sind als andere.

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Der Arbeitsplatz ist einer der zentralen Schauplätze, an denen Burnout entsteht. Chronische Überlastung resultiert häufig aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren, doch welche sind dies genau?

Burnout am Arbeitsplatz: Wichtigste Risikofaktoren

Menschen sind nicht dafür gemacht, in einem dauerhaften Aktivierungszustand zu arbeiten. So wirken sich Arbeitsplatzbedingungen nicht nur auf die Leistungsfähigkeit aus, sondern auch auf das emotionalen Gleichgewicht.

Doch nicht jeder Arbeitsplatz ist gleich und nicht alle Tätigkeiten sind vergleichbar. Dennoch sind einige allgemein gültige Risikofaktoren bekannt, die beachtet werden sollten:

  • Hoher Zeitdruck und dauerhafte Arbeitsverdichtung
  • Ständige Unterbrechungen und fehlende Konzentrationsphasen
  • Geringe Autonomie und eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten
  • Unklare Rollen, widersprüchliche Erwartungen und fehlende Orientierung
  • Chronische Erreichbarkeit und digitale Überlastung
  • Mangelnde soziale Unterstützung im Team
  • Fehlende Wertschätzung und geringe Rückmeldung zur Leistung
  • Konflikthafte oder autoritäre Führungskultur
  • Hohe Verantwortung bei gleichzeitig knappen Ressourcen
  • Fehlende Pausen- und Erholungszeiten

Auch die Digitalisierung verändert das Risikoprofil. Ständige Erreichbarkeit, Informationsflut und fehlende klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit führen zu einer „Entgrenzung“, die das Stressniveau erhöht. Der Arbeitstag endet nicht mehr mit dem Verlassen des Büros – er begleitet Menschen im Smartphone, in Nachrichten und Aufgabenlisten. Diese permanente Verfügbarkeit verhindert echte Regeneration. Die Folge ist eine schleichende Erschöpfung, die oft erst bemerkt wird, wenn Leistung und Motivation bereits stark nachgelassen haben.

Je weniger Kontrolle Menschen über ihre Arbeit haben, desto stärker wirkt Stress. Kontrolle, Pausen und klare Grenzen sind zentrale Schutzfaktoren.

Persönliche Burnout-Ursachen: Wer besonders gefährdet ist

Neben äußeren Bedingungen spielen auch persönliche Merkmale eine bedeutende Rolle. Burnout tritt häufiger bei Menschen auf, die starke innere Antreiber haben: etwa Perfektionismus, ein ausgeprägtes Pflichtgefühl oder der Wunsch, es allen recht zu machen. Sie überschätzen häufig ihre Belastbarkeit, ignorieren Warnsignale und setzen Grenzen zu spät. Auch ihr Selbstwertgefühl ist oft eng mit Arbeitsleistung verknüpft, und es kann zu Schuldgefühlen kommen, wenn die gesteckten Ziele nicht erreicht werden können.

Auch Idealismus und hohe Verantwortungsbereitschaft können ein Burnout-Risiko darstellen. Menschen, die große Bedeutung in ihre Tätigkeit legen, engagieren sich im Berufsalltag überdurchschnittlich stark. Sie investieren viel emotionale Energie und leiden dadurch besonders, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden oder erwartete Anerkennung ausbleibt.

Auch die Fähigkeit zur Abgrenzung spielt eine Rolle. Menschen, die schwer „Nein“ sagen können, laden häufig zusätzliche Aufgaben auf sich. Dadurch entsteht ein Alltag, der keine Pausen mehr zulässt. Anfangs erscheint dieses Verhalten wie hohes Engagement, mündet aber auf Dauer in Überforderung.

Individuelle Risikofaktoren sind:

  • Perfektionismus und überhöhte Ansprüche an sich selbst
  • Starkes Pflichtgefühl und Verantwortungsübernahme
  • Schwierigkeiten im Setzen von Grenzen
  • Idealistisches Engagement ohne Ausgleich
  • Niedrige Selbstfürsorge und mangelnde Erholung

Burnout-Risikoberufe: Wer am häufigsten ausbrennt

Einige Berufsgruppen sind aufgrund ihrer Tätigkeitsmerkmale besonders anfällig für Burnout. Berufe mit hoher emotionaler Beanspruchung, starker Verantwortung oder engem Zeitdruck sind besonders betroffen. Viele Tätigkeiten erfordern nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch dauerhaft emotionale Präsenz. Wenn solche emotionale Arbeit nicht durch ausreichend Unterstützung, klare Grenzen und Erholungsphasen ausgeglichen wird, steigt das Burnout-Risiko.

Besonders häufig betroffen sind Gesundheits- und Pflegeberufe. Pflegekräfte, Ärzte und Therapeuten tragen Verantwortung für das Wohlergehen anderer Menschen, müssen Entscheidungen unter Zeitdruck treffen und erleben regelmäßig menschliches Leid. Diese Kombination aus hoher Empathieanforderung, strukturellem Druck und chronischem Personalmangel führt zu einem hohen Erschöpfungspotenzial. Typisch ist die hohe emotionale Beteiligung, die sowohl Quelle für Sinn als auch Risiko für Erschöpfung sein kann.

Auch pädagogische Berufe zählen zu den Risikofeldern. Lehrer, Sozialarbeiter und Pädagogen sind häufig mit emotional fordernden Situationen konfrontiert, müssen Konflikte lösen, individuelle Bedürfnisse berücksichtigen und gleichzeitig organisatorische Anforderungen erfüllen.

Darüber hinaus gelten Berufe mit hoher Verantwortung und geringer Vorhersagbarkeit als besonders gefährdet: Führungskräfte, Projektmanager, Feuerwehr- und Rettungsdienste, aber auch IT-Spezialisten sind einige Beispiele. In diesen Tätigkeiten entstehen Belastungen durch Zeitdruck, ständige Entscheidungen, unvorhersehbare Ereignisse und digitale Dauerverfügbarkeit.

Berufsgruppe

Typische Risikomerkmale

Gesundheits- und Pflegeberufe

  • Hohe emotionale Belastung
  • Personalmangel und Zeitdruck
  • Regelmäßiger Kontakt mit Leid und Not

Pädagogische Berufe

  • Hoher Interaktionsdruck
  • Emotionale Verantwortung
  • Rollen- und Erwartungskonflikte

Führungskräfte & Projektmanagement

  • Ständige Entscheidungen
  • Verantwortungsdruck
  • Häufige Überstunden

Einsatzkräfte (Feuerwehr, Rettung)

  • Hohe Anspannung
  • Unvorhersehbare Situationen
  • Akute Stressereignisse

Unternehmensstrukturen & Arbeitskultur als Burnout-Auslöser

Burnout entsteht nicht nur auf individueller Ebene, sondern wird häufig durch strukturelle Rahmenbedingungen begünstigt, die gesunde Arbeit erschweren. Organisationen mit starkem Leistungsdruck, wenig Anerkennung und mangelnder Transparenz weisen vermehrt Burnout-Fälle auf. Eine Arbeitskultur, in der Erreichbarkeit selbstverständlich ist und Überstunden als Zeichen von Engagement gelten, fördert Erschöpfung und verhindert Erholung. Beschäftigte fühlen sich verpflichtet, dauerhaft verfügbar zu sein, selbst wenn sie körperlich und psychisch erschöpft sind.

Fehlende Wertschätzung ist ein zentraler Risikofaktor für Burnout. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre Arbeit keine Auswirkungen hat oder nicht gesehen wird, verliert sie an emotionalem Wert. Dieser fehlende Sinn wirkt wie ein schleichender Energieverlust. Hier gilt es, Feedback nicht nur im Falle von Problemen zu geben, sondern positive Leistungen deutlich zu kommunizieren.

Häufige Fragen

Welche Faktoren am Arbeitsplatz fördern Burnout?

Typische Auslöser sind anhaltender Zeitdruck, hohe Verantwortung, mangelnde Pausen und fehlende Wertschätzung. Auch unklare Aufgaben, ständige Erreichbarkeit und eine belastende Führungskultur zählen zu den wichtigsten Stressquellen. Je weniger Kontrolle und Unterstützung Mitarbeitende haben, desto stärker steigt das Burnout-Risiko.

Was sind persönliche Risikofaktoren für Burnout?

Besonders gefährdet sind Menschen mit Perfektionismus, starkem Pflichtgefühl und Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen. Sie neigen dazu, eigene Grenzen zu übergehen und Erholung aufzuschieben. Idealisten, die sich stark mit ihrer Arbeit identifizieren, sind ebenfalls anfällig.

Wer ist besonders häufig von Burnout betroffen?

Besonders betroffen sind Gesundheits- und Pflegeberufe, pädagogische Fachkräfte, Führungskräfte und Einsatzdienste. In diesen Berufen treffen hohe Verantwortung, Zeitdruck und emotionale Belastung aufeinander. Auch IT- und Projektmanagement-Jobs mit ständiger Erreichbarkeit zählen zu den Risikofeldern.

Welche Rolle spielt die Arbeitskultur bei Burnout?

Eine Arbeitskultur, die Dauererreichbarkeit, Überstunden und Perfektionismus fördert, begünstigt Burnout. Fehlende Wertschätzung und mangelndes Feedback entziehen Energie und Motivation. Eine gesunde Unternehmenskultur hingegen betont Pausen, Anerkennung und realistische Zielvorgaben.

Wie können Unternehmen Burnout vorbeugen?

Unternehmen können vorbeugen, indem sie realistische Arbeitsanforderungen, klare Strukturen und offene Kommunikation fördern. Wertschätzung, regelmäßiges Feedback und flexible Arbeitsmodelle sind zentrale Schutzfaktoren. Führungskräfte sollten auf Pausen, faire Aufgabenverteilung und psychische Gesundheit achten.

Wie können Beschäftigte selbst Burnout vorbeugen?

Achten Sie auf klare Grenzen, ausreichend Erholung und soziale Unterstützung. Planen Sie regelmäßige Pausen, reduzieren Sie digitale Erreichbarkeit und pflegen Sie Ausgleich außerhalb der Arbeit. Wer frühzeitig Belastung erkennt und offen anspricht, schützt sich langfristig am besten.

Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
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