Betablocker Abhängigkeit

Beta-Blocker Tabletten

Betablocker gehören für viele Menschen zum Alltag und werden täglich über einen langen Zeitraum eingenommen. Da stellt sich die Frage, ob es zu einer Abhängigkeit kommen kann. Wir erklären, worauf Sie bei der Einnahme achten sollten. 

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Betablocker werden häufig zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. Sie blockieren die Rezeptoren für Adrenalin bzw. Noradrenalin, erweitern die Blutgefäße und verhindern einen beschleunigten Herzschlag.

Manchmal werden Betablocker auch bei Angst- und Panikzuständen verordnet – allerdings sind sie dafür nicht zugelassen. Es handelt sich also um eine „Off-Label“-Verwendung.

Missbrauch von Betablockern

Da Betablocker die körperlichen Auswirkungen von Angstzuständen lindern können, werden sie gelegentlich missbräuchlich zur Bewältigung von Stresssituationen eingesetzt. Beispiele sind öffentliche Auftritte, Lampenfieber, Prüfungen oder Flugangst.

Manche Berufsgruppen haben ein erhöhtes Risiko für langfristigen Missbrauch. So sind beispielsweise Politiker, Vortragende, Sportler, Schauspieler oder Studierende häufiger Situationen ausgesetzt, in denen Betablocker eine rasche Linderung der Angstsymptome versprechen.

Betablocker absetzen

Betablocker sollten schrittweise „ausgeschlichen“ werden, d. h. die Dosis wird langsam reduziert. Andernfalls besteht die Gefahr einer Überreaktion des Herz-Kreislaufsystems. Während des Entzugs kann es zu Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Unruhe und Angstzuständen kommen.

Wann Betablocker nicht eingenommen werden dürfen

Nehmen Sie Betablocker nur nach Verordnung durch Ihren Arzt und beachten Sie die Gebrauchsinformation. Besondere Vorsicht ist unter folgenden Umständen geboten:

  • Bei einer obstruktiven Lungenerkrankung
  • Bei bestehender Herzinsuffizienz
  • Bei Hypotonie (niedrigem Blutdruck)
  • Bei AV-Überleitungsstörungen
  • Bei Bradykardien
  • Bei Diabetes
  • Bei Durchblutungsstörungen

Betablocker – Medikamente

Betablocker sind weit verbreitet. Es existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Wirkstoffe und noch mehr Präparate verschiedener Hersteller. Die folgende Liste ist ein Auszug und nicht vollständig.

Wirkstoff

Handelsname

Atenolol

  • Ateba®
  • Ateno Klast®
  • Duratenol®
  • Evitocor®
  • Tenormin®

Bisoprolol

  • Bisoaps®
  • BisoHEXAL®
  • Bonfotin®
  • Concor®
  • Jutabis®

Carvedilol

  • Carvedigamma®
  • Carvedilol acis®
  • Carve-Q®
  • Dilatrend®

Nebivolol

  • Hypoloc®
  • Nebilet®
  • Nebilox®
  • Nebivolol HEXAL®

Häufige Fragen

Können Betablocker gegen Angst oder Lampenfieber helfen?

Betablocker können körperliche Symptome von Angst wie Zittern, Herzklopfen oder Schwitzen mildern. Allerdings sind sie für diese Anwendung nicht offiziell zugelassen („Off-Label-Use“). Sie bekämpfen nur die körperlichen Reaktionen, nicht jedoch die seelische Ursache der Angst. Eine längerfristige Einnahme ohne ärztliche Begleitung wird nicht empfohlen.

Wie sollte man Betablocker absetzen?

Die Dosis sollte schrittweise verringert („ausgeschlichen“) werden, um eine Überreaktion des Herz-Kreislaufsystems zu vermeiden. 

Können Betablocker abhängig machen?

Betablocker führen nicht zu einer klassischen Abhängigkeit wie Alkohol oder Drogen. Dennoch kann sich eine psychische Gewöhnung einstellen – vor allem, wenn sie zur Stressbewältigung oder Leistungssteigerung missbraucht werden. 

  • Thomas Geschwinde, Springer: 8. Auflage
  • DHS: DHS Suchtmedizinische Reihe Band 5: Medikamente
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung: