Tipps bei Burnout

Mann benötigt Tipps bei Burnout

Wenn Erschöpfung spürbar wird, brauchen Betroffene Unterstützung. Oft sind es kleine, alltagsnahe Schritte, die helfen können, neue Kraft zu finden. Wir geben konkrete Tipps und zeigen, was wirklich hilft.
 

Lesedauer 7 Min.
Psychische Belastungen
Psychische Erkrankungen
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Praktische Tipps für Betroffene bei Burnout

Viele Betroffene glauben zu Beginn, „noch durchhalten“ zu müssen, was die Erschöpfung jedoch weiter verschärft. Daher ist es wichtig, so schnell wie möglich kleine Schritte der Entlastung einzuleiten. Vieles ist sofort, ohne große Planung, zu schaffen. Andere Dinge benötigen womöglich ein wenig Vorbereitung, sind aber genauso wichtig. Hier einige Maßnahmen, die Sie treffen können:

  • Regelmäßige Pausen einbauen und bewusst kurz abschalten
  • Aufgaben reduzieren und Prioritäten klar neu ordnen
  • Digitale Ruhezeiten einführen (z. B. handyfreie Abende)
  • Schlafhygiene verbessern – feste Zeiten, keine Bildschirme vor dem Schlafengehen
  • Tägliche leichte Bewegung integrieren (Spaziergang, Dehnen, langsames Yoga)
  • Unterstützung aktiv annehmen – therapeutisch, medizinisch oder im sozialen Umfeld
  • Gefühle ernst nehmen und Erschöpfung nicht „wegfunktionieren
  • Klare Grenzen setzen und häufiger „Nein“ sagen
  • Einfache Routinen schaffen, um Struktur und Stabilität zurückzugewinnen
  • Mindestens eine wohltuende Sache pro Tag bewusst einplanen

Beginnen Sie mit einer einfachen Frage: „Was tut mir gerade gut?“ – und handeln Sie konsequent danach, auch wenn es nur eine kleine Pause, ein Glas Wasser oder ein kurzer Spaziergang ist.

Wie Kollegen bei Burnout unterstützen können

Kollegen spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit Burnout. Gerade im Arbeitsumfeld ist soziale Unterstützung ein zentraler Schutzfaktor. Oft sind es Kollegen, die erste Veränderungen bemerken und schnell Unterstützung bieten können:

  • Veränderungen im Verhalten ruhig und wertfrei ansprechen
  • Aktiv zuhören, ohne zu bewerten oder vorschnelle Lösungen vorzuschlagen
  • Entlastung anbieten, z. B. Aufgaben teilen oder Besprechungen strukturieren
  • Gemeinsame Pausen anregen, um sozialen Rückzug zu durchbrechen
  • Grenzen respektieren – nicht drängen, nicht überfordern
  • Positive Rückmeldungen geben und Anerkennung ausdrücken
  • Auf eine faire Verteilung im Team achten und auf Überlastung hinweisen
  • Konflikte früh klären, statt sie schwelen zu lassen
  • Eine offene und unterstützende Gesprächskultur fördern
  • Im Zweifel professionelle Stellen empfehlen (Betriebsrat, Arbeitspsychologie)

Ein kurzer Satz wie „Wenn du etwas brauchst, sag bitte Bescheid, ich bin da“ wirkt oft stärker als jede professionelle Intervention.

Wie Angehörige Menschen mit Burnout unterstützen können

Angehörige sind einerseits selbst mit betroffen, andererseits können sie eine wichtige Entlastung sein. Häufig fühlen sich Angehörige und Partner zwischen Sorge, Ratlosigkeit und Überforderung verloren. Sie sehen die Erschöpfung, wissen aber nicht, wie sie helfen können, ohne Druck auszuüben oder das Gefühl zu vermitteln, der Betroffene müsse „funktionieren“. Die wichtigste Haltung ist deshalb: mitfühlen, ohne zu drängen.

Angehörige können auch als „Brücke“ fungieren: Sie erkennen früh, dass jemand aus dem Gleichgewicht geraten ist, und können den Zugang zu medizinischer oder psychologischer Unterstützung erleichtern.

Was Sie als Angehöriger tun können:

  • Verständnis zeigen und Druck vermeiden. Burnout ist keine Frage von Willenskraft
  • Rückzugsbedürfnis respektieren und Pausen ermöglichen
  • Alltagsaufgaben übernehmen oder erleichtern (Einkaufen, Organisieren, Haushalt)
  • Gemeinsame, ruhige Rituale pflegen (Spaziergänge, gemeinsames Essen, stille Zeit)
  • Offene Gespräche anbieten, ohne zu drängen oder zu bewerten
  • Kleine Erfolge würdigen und positive Veränderungen stärken
  • Professionelle Hilfe unterstützen, aber nicht erzwingen
  • Eigene Grenzen beachten
  • Gemeinsam digitale Auszeiten einführen und Erholungsräume schaffen
  • Geduld bewahren: Erholung ist ein Prozess und verläuft nicht linear

Angehörige müssen nicht „lösen“. Sie stabilisieren durch Präsenz, Geduld und die Bereitschaft, den Weg gemeinsam zu gehen.

Häufige Fragen

Was kann ich bei Burnout sofort tun?

Beginnen Sie mit kleinen, realistischen Schritten: Gönnen Sie sich regelmäßige Pausen, reduzieren Sie Aufgaben und vermeiden Sie Überforderung. Schlaf, Bewegung und bewusste Ruhezeiten sind jetzt wichtiger als Produktivität. Schon 15 Minuten Ruhe oder ein kurzer Spaziergang können helfen, das Nervensystem zu entlasten.

Wie kann ich als Kollege jemanden mit Burnout unterstützen?

Sprechen Sie Veränderungen ruhig und wertfrei an. Bieten Sie Hilfe an, ohne zu drängen, und hören Sie aktiv zu. Gemeinsame Pausen oder kleine Entlastungen im Arbeitsalltag helfen oft mehr als große Ratschläge. Achten Sie auch auf ein unterstützendes Teamklima und faire Aufgabenverteilung.

Was sollte ich als Kollege vermeiden?

Vermeiden Sie Bewertungen wie „Du musst dich nur zusammenreißen“. Druck oder gut gemeinte Motivationsversuche führen häufig zu zusätzlichem Stress. Seien Sie stattdessen geduldig und signalisieren Sie Verständnis. Burnout ist keine Charakterschwäche, sondern eine ernsthafte Erschöpfung.

Wie können Angehörige am besten helfen?

Angehörige sollten Verständnis und Stabilität geben, ohne Erwartungen zu überhöhen. Unterstützen Sie im Alltag, fördern Sie Erholung und achten Sie auf ruhige, gemeinsame Momente. Ermutigen Sie zu professioneller Hilfe, aber ohne Druck. Heilung braucht Zeit, Geduld ist daher wichtig.

Was kann ich als Partner tun, ohne zu überfordern?

Hören Sie zu, bleiben Sie präsent und übernehmen Sie praktische Aufgaben, wenn nötig. Achten Sie darauf, den anderen nicht zu drängen oder zu „motivieren“. Kleine Gesten der Unterstützung fördern Sicherheit und Vertrauen. Denken Sie aber auch an Ihre eigenen Grenzen.

Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
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