Alkoholallergie und Alkoholintoleranz

Unterschiede und Symptome

Frau trinkt trotz Alkohol Allergie

Die gute Nachricht zuerst: Eine Alkoholallergie ist äußerst selten. Wenn Sie besonders stark auf Alkohol reagieren, könnte auch eine Alkoholintoleranz vorliegen. Besonders aufpassen müssen Asiaten: Sie leiden häufig unter einer Alkoholintoleranz.

Lesedauer 5 Min.
Thema Alkoholismus
Schwerpunkt Gesundheit
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Wenn unser Körper besonders stark auf Umwelteinflüsse oder Nahrungsmittel reagiert, ist schnell von einer Allergie die Rede. Auch nach dem Konsum von Alkohol kann es bei manchen Menschen zu unerwartet starken Reaktionen kommen, die Betroffenen vermuten dann häufig eine Alkohol-Allergie. Aus medizinischer Sicht ist diese Selbstdiagnose in den meisten Fällen nicht korrekt. Tatsächlich sind echte Alkohol-Allergien äußerst selten, es könnte sich jedoch um eine Unverträglichkeit oder Intoleranz handeln.

Alkohol-Intoleranz oder Alkoholallergie?

Worin unterscheidet sich nun eine Alkohol-Allergie von einer Alkohol-Intoleranz?

Von einer Allergie spricht man, wenn es zu einer unverhältnismäßigen Reaktion des Immunsystems kommt. Nach Kontakt mit einem weitgehend harmlosen Auslöser (z. B. Nahrungsmittel, Milben, Pollen) kommt es zu einer Überproduktion von Antikörpern, die typischen Folgen reichen von Hautausschlag, Übelkeit bis hin zu einem anaphylaktischen Schock. Bereits geringe Mengen des Allergens können zu starken Reaktionen führen, was beispielsweise bei der Nahrungsmittelaufnahme besondere Vorsicht notwendig macht.

Bei einer Intoleranz ist das Immunsystem nicht beteiligt. Der Stoffwechsel betroffener Personen kann bestimmte Inhaltsstoffe nicht verarbeiten bzw. aufnehmen. Ursache kann etwa ein Mangel an bestimmten Enzymen sein, die für die Verwertung der Nahrung notwendig wären. Beispiele wären etwa eine Laktose- oder Histamin-Intoleranz. Im Unterschied zur Allergie kommt es dabei auch auf die Menge an: Je mehr von dem jeweiligen Nahrungsmittel zu sich genommen wurde, desto stärker sind die Symptome.

Die wichtigsten Unterschiede von Allergie und Intoleranz:

Allergie

Intoleranz

Überreaktion des Immunsystems

Bestandteile der Nahrung können nicht verwertet werden

Symptome treten sofort bzw. kurz nach dem Kontakt auf

Erste Symptome nach Minuten bis Stunden

Reaktion unabhängig von der Menge des Allergens

Stärkere Reaktion bei größerer Menge des Lebensmittels

Typische Symptome wie Atemnot, Juckreiz, Hautausschlag, Übelkeit etc.

Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen etc.

Symptome der Alkoholallergie

Die Symptome einer Alkohol-Unverträglichkeit sind ähnlich wie die eines Katers, können aber auch darüber hinausgehen. Zu den häufigsten zählen:

  • Kopfschmerzen
  • Gesichtsröte
  • Hautausschlag
  • Übelkeit
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schwellungen
  • Hitzegefühl
  • Schwitzen
  • Herzrasen

Behandlung einer Alkoholunverträglichkeit oder Alkoholallergie?

Zunächst gilt es, die Ursache abzuklären, am besten wenden Sie sich dazu an einen Arzt. In den meisten Fällen ist die Ursache ein Mangel an den Enzymen, die für den Alkoholabbau notwendig sind. Die Behandlung besteht dann schlicht darin, weniger zu trinken. Allerdings könnten auch Leber- oder andere Organschäden verantwortlich sein. Wenn Sie bisher keine Probleme beim Alkoholkonsum feststellen konnten und die Unverträglichkeit erst seit Kurzem besteht, ist ein Besuch beim Arzt ratsam. Dies gilt insbesondere, wenn Ihr Alkoholkonsum bisher über gelegentliches Trinken hinausgegangen ist.

Wenn Sie Alkoholiker sind und plötzlich eine Alkohol-Unverträglichkeit bemerken, wenden Sie sich an einen Arzt!

Eine Alkohol-Intoleranz aufgrund eines Enzymmangels ist genetisch bedingt. Sie kann daher nicht behandelt werden, die einzige sinnvolle Maßnahme ist, weniger oder gar nicht zu trinken. Durch den verlangsamten Alkoholabbau können schon geringe Mengen zu Organschäden führen, eine Reduktion des Alkoholkonsums hilft also nicht nur, die Symptome der Unverträglichkeit zu lindern, sondern vermeidet auch Langzeitfolgen.

In manchen Fällen können auch Medikamente zu einer Alkoholunverträglichkeit führen. Wenn Sie Wechselwirkungen von Alkohol und einem Ihrer Medikamente feststellen, informieren Sie Ihren Arzt. Dies gilt insbesondere, wenn Sie aufgrund einer Suchterkrankung nicht abrupt auf Alkohol verzichten können.

Schnaps-Schnupfen und Alkoholschnupfen

Häufig bemerkt man nach dem Alkoholkonsum eine verstopfte Nase. Dabei muss es sich nicht unbedingt um das Symptom einer Alkohol-Allergie oder Alkohol-Intoleranz handeln. Durch den Alkohol erweitern sich die Blutgefäße in unserem Körper und eben auch in der Nase. Dadurch schwillt die Schleimhaut an und es kommt zu der typischen verstopften Nase. 

Dieser „Alkoholschnupfen“ ist weitgehend harmlos, die Schwellung der Nasenschleimhaut geht nach Abbau des Alkohols von alleine zurück.

Allerdings sind auch andere Ursachen für den Alkoholschnupfen möglich, etwa eine Histamin-Intoleranz oder Überempfindlichkeit gegenüber Sulfiten und anderen Zusatzstoffen. In solchen Fällen können die Symptome des Schnupfens stärker ausfallen.

Die Bezeichnung „Schnupfen“ ist eigentlich nicht korrekt: Ein echter Schnupfen wird durch Viren ausgelöst. Da der Alkohol-Schnupfen aber teilweise ähnliche Symptome verursacht, hat sich der Begriff eingebürgert.

Alkohol bei Unverträglichkeiten und Allergien

Unter Umständen reagieren Sie nicht direkt auf den Alkohol, sondern auf verschiedene Inhaltsstoffe, die ebenfalls in dem konsumierten Getränk enthalten sind. Typische Beispiele sind etwa:

  • Sulfite (je süßer, desto mehr)
  • Histamin (vor allem in Rotwein)
  • Gluten (Bier)
  • Lipidtransferproteine (vor allem in Rotwein)

Auch bei den Inhaltsstoffen kann es zu einer Intoleranz oder einer Allergie kommen. Hier gilt dasselbe wie bei der Alkoholunverträglichkeit: Wenn Sie herausgefunden haben, auf welche Getränke Sie sensibel reagieren, meiden Sie diese.

In den meisten Fällen wissen die Betroffenen aus eigener Erfahrung, welche Getränke problematisch sind. Es kann sinnvoll sein, sich bei Auftreten der ersten Symptome die konsumierten Getränke zu merken. Bei starken Reaktionen sollte jedoch darauf verzichtet werden, die Unverträglichkeit im Selbstversuch herauszufinden. Wenden Sie sich gegebenenfalls an Ihren Arzt und besprechen Sie gemeinsam die aufgetretenen Symptome.

Das in alkoholischen Getränken enthaltene Histamin kann bestehende Allergien verstärken. Allergiker sollten daher auf Getränke mit geringem Histamingehalt achten.

Alkohol und Asiaten

Viele Asiaten sind von einer Alkoholunverträglichkeit betroffen. Der Grund liegt auch hier in den Enzymen. Ihnen mangelt es schlicht an für den Alkoholabbau wichtigen Enzymen. Warum es in der Evolution zu dieser genetischen Variante gekommen ist, ist noch unklar. Vermutet wird etwa ein „Schutz“ vor starkem Alkoholkonsum und in der Folge eine Vermeidung der negativen körperlichen Folgen.

Häufige Fragen

Gibt es eine echte Alkoholallergie?

Echte Alkoholallergien sind selten. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Alkohol-Intoleranz oder Unverträglichkeit, bei der der Körper bestimmte Stoffe im Alkohol oder Zusatzstoffe wie Sulfite und Histamin nicht richtig abbauen kann. Eine echte Allergie würde eine Reaktion des Immunsystems auslösen, was nur in Ausnahmefällen vorkommt.

Was ist der Unterschied zwischen einer Alkoholallergie und einer Alkoholintoleranz?

Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Stoffe – schon kleinste Mengen lösen starke Symptome aus. Eine Intoleranz hingegen betrifft den Stoffwechsel: Bestimmte Enzyme fehlen oder funktionieren nicht richtig, wodurch der Körper Alkohol oder seine Bestandteile nicht abbauen kann. Je mehr getrunken wird, desto stärker sind die Beschwerden.

Welche Symptome hat eine Alkoholunverträglichkeit?

Häufige Symptome sind Hautrötungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Magenbeschwerden, Schwellungen, Herzrasen und ein Hitzegefühl. Manche Betroffene leiden auch unter verstopfter Nase oder Hautausschlägen. Diese Reaktionen treten meist kurz nach dem Konsum auf und verschwinden, sobald der Alkohol abgebaut ist.

Was tun bei Alkoholallergie oder Intoleranz?

Wenn Sie den Verdacht auf eine Unverträglichkeit haben, sollten Sie die Ursache ärztlich abklären lassen. In vielen Fällen hilft es bereits, Alkohol zu meiden oder auf bestimmte Getränke zu verzichten. Bei genetisch bedingtem Enzymmangel ist der vollständige Verzicht die sicherste Lösung. Treten neue oder starke Symptome auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Was ist ein „Alkoholschnupfen“?

Ein sogenannter Alkoholschnupfen ist keine echte Erkältung, sondern eine harmlose Reaktion der Nasenschleimhaut. Alkohol erweitert die Blutgefäße, wodurch die Schleimhäute anschwellen und die Nase verstopft. Meist verschwindet der Alkoholschnupfen, sobald der Alkohol abgebaut ist. Bei starker oder wiederkehrender Reaktion sollte eine Unverträglichkeit geprüft werden.

Warum sind viele Asiaten von Alkoholunverträglichkeit betroffen?

Viele Menschen ostasiatischer Herkunft besitzen eine genetische Variante, bei der das Enzym Aldehyddehydrogenase (ALDH2) nur eingeschränkt aktiv ist. Dadurch wird Alkohol langsamer abgebaut, was zu Hautrötungen, Übelkeit und Herzrasen führen kann. Diese Form der Unverträglichkeit gilt als genetisch bedingt und ist nicht behandelbar – Betroffene sollten Alkohol meiden.

  • Handbuch Alkohol – Österreich, 3. Auflage
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
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