Martingale Strategie

Wie funktioniert das Martingale System?

Gewinn dank der Martingale Strategie

Die Martingale-Strategie ist eine Gewinnstrategie, die bei Glücksspielen und Wetten eingesetzt wird. Häufig als „Trick“ für sichere Gewinne beworben, führt sie jedoch früher oder später zu einem Verlust. Wir betrachten die Funktionsweise und erklären, warum ein langfristiger Gewinn nicht möglich ist.

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Thema Glücksspiel
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Tatsächlich funktioniert die Martingale-Strategie erstaunlich einfach: Bei jedem Verlust wird der Einsatz erhöht, um im Falle eines Gewinns den eben erlittenen Verlust auszugleichen. Das Ausmaß der Erhöhung hängt von der Gewinnquote ab.

So funktioniert die Martingale-Strategie

Ein Spieler setzt beim Roulette stets auf Rot. Bei einem Gewinn gewinnt der Spieler die Höhe seines Einsatzes, verdoppelt also seinen Einsatz. Bei einem Verlust verliert er den Einsatz.

Nun verdoppelt der Spieler bei jedem Verlust seinen Einsatz. Er macht das so lange, bis sich früher oder später ein Gewinn einstellt. Der Gewinn reicht nun aus, um alle verlorenen Einsätze auszugleichen.

Betrachten wir den Spielverlauf:

Runde

Einsatz

Ergebnis

Gewinn

Gesamt

1

100 €

verloren

–100 €

–100 €

2

200 €

verloren

–200 €

–300 €

3

400 €

verloren

–400 €

–700 €

4

800 €

verloren

–800 €

–1.500 €

5

1.600 €

gewonnen

1.600 €

100 €

Obwohl der Spieler vier von fünf Spielen verloren hat, erzielt er am Ende der Serie trotzdem einen Gesamtgewinn. Der Spieler geht nun davon aus, dass bei einer 50:50-Chance früher oder später zumindest ein Spiel gewonnen wird. Schließlich wäre es sehr unwahrscheinlich, bei einer 50:50-Chance über zehn Spiele kein einziges Mal zu gewinnen.

Warum die Martingale-Strategie nicht funktioniert

Auf den ersten Blick scheint die Strategie sehr gut zu funktionieren. Setzt man sie einige Male ein, stellt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich ein Gesamtgewinn ein. Warum sollte man die Strategie also nicht anwenden?

Tatsächlich ist die Martingale-Strategie keineswegs ein Garant für einen sicheren Gewinn. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Der Spieler kann sich eine Verdoppelung des Einsatzes womöglich nicht mehr leisten.
  • Das Kasino oder der Spielautomat verhindert durch ein Limit das Verdoppeln des Einsatzes.
  • Gewinn und Verlust sind – beispielsweise beim Roulette – nicht 50:50 verteilt. Da auch die Zahl Null getroffen werden kann, sind Verluste häufiger zu erwarten als Gewinne.

Verdoppeln bei der Martingale-Strategie

Viele Spieler setzen trotzdem auf die Martingale-Strategie. Sie gehen davon aus, dass es fast unmöglich wäre, so oft hintereinander zu verlieren – die Limits würden schlicht nie erreicht werden. Das Risiko einer Null gehen sie in Anbetracht vermeintlich sicherer Gewinne gerne ein.

Tatsächlich ist das Risiko eines Totalverlusts durchaus realistisch: Die Limits werden schneller erreicht, als man vermuten würde.

Anhand unseres Beispiels mit 100 € Einsatz merkt man, wie kostspielig eine Serie von zehn verlorenen Spielen wäre:

Runde

Einsatz

1

100 €

2

200 €

3

400 €

4

800 €

5

1.600 €

6

3.200 €

7

6.400 €

8

12.800 €

9

25.600 €

10

51.200 €

Beim zehnten Spiel müsste man also bereits über 51.000 € setzen, nur um einen Gesamtgewinn von 100 € zu erreichen. Verliert man diese Runde jedoch auch noch, würde man mit einem Gesamtverlust von 102.300 € nach Hause fahren.

Beim letzten Spiel hätte man also im Falle eines Verlustes 102.300 € Tagesverlust, bei einem Gewinn jedoch nur 100 € Tagesgewinn.

Viele Spieler wenden ein, es sei sehr unwahrscheinlich, zehn Spiele in Serie zu verlieren. Tatsächlich kommt dies relativ häufig vor, die Wahrscheinlichkeit beträgt etwas über 0,1275 %. Die Zahl hört sich zwar sehr gering an, durch die hohe Anzahl an Durchgängen stellt sich der Totalverlust aber trotzdem regelmäßig ein.

Darin liegt auch die große Gefahr der Martingale: Sie „funktioniert“ die ersten Male scheinbar sehr gut – wenn sie dann jedoch einmal nicht funktioniert, wird es sehr kostspielig.

Martingale-System: Trigger und Angriffssignale

Wenn die Wahrscheinlichkeit für zehnmal die falsche Farbe 0,1275 % beträgt, wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit für fünfzehnmal die falsche Farbe? Natürlich deutlich geringer! Diesen Umstand möchten manche Spieler nutzen.

Ihre Idee:

Man müsse nur warten, bis fünfmal hintereinander die falsche Farbe getroffen wird. Das ist dann ihr „Trigger“ oder „Angriffssignal“, um mit der Martingale-Strategie zu starten. Zwar bedeuten zehn Fehlschläge hintereinander einen Totalverlust – da aber davor schon fünfmal die falsche Farbe gefallen ist, wären es im Falle eines Totalverlustes insgesamt fünfzehnmal die falsche Farbe. Und fünfzehnmal hintereinander die falsche Farbe, das wäre doch sehr unwahrscheinlich!

Tatsächlich ist diese Annahme falsch. Die einzelnen Ergebnisse sind voneinander unabhängig, die letzten fünf Spieldurchgänge beeinflussen nicht die nächsten zehn Durchgänge. Die nachträgliche Betrachtung der Eintrittswahrscheinlichkeit hilft dem Spieler nicht: Zu dem Zeitpunkt, an dem bereits fünfmal die falsche Farbe gefallen ist, geht es um die kommenden zehn Runden – nicht um die kommenden fünfzehn Runden.

Roulette: Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts

Die Martingale-Strategie funktioniert nur, wenn sich innerhalb relativ kurzer Zeit zumindest ein Gewinn einstellt.

Doch wie wahrscheinlich ist es, dass in den nächsten Runden kein Gewinn erfolgt?
Folgende Tabelle gibt die Wahrscheinlichkeit für einen ausbleibenden Gewinn beim Spiel auf einfache Chancen (Roulette) an:

Runden

Wahrscheinlichkeit für ausbleibenden Gewinn

1

51 %

2

26 %

3

13,5 %

4

7 %

5

3,6 %

6

1,8 %

7

0,94 %

8

0,48 %

9

0,248 %

10

0,128 %

Varianten der Martingale-Strategie

Über die Jahre haben sich verschiedene Varianten der klassischen Martingale-Strategie etabliert. Ein großer Nachteil der klassischen Gewinnstrategie ist das notwendige Verdoppeln der Einsätze. Dadurch stößt man vergleichsweise schnell an Limits oder kann sich ein Verdoppeln schlicht nicht mehr leisten.

Die Varianten ermöglichen ein geringeres Erhöhen des Einsatzes: Während bei der klassischen Martingale alle Verluste durch einen einzigen Gewinn ausgeglichen werden, versuchen die Varianten beispielsweise zwei Verluste durch einen Gewinn auszugleichen. Die Idee dahinter ist simpel: Wenn Gewinne und Verluste gleichermaßen häufig sind, wäre eine Strategie, die selbst mit häufigeren Verlusten noch funktioniert, sicher erfolgreich.

Tatsächlich führen jedoch alle Varianten der Martingale-Strategie auf lange Sicht zu einem Verlust. Kasino- und Automatenspiele sind keine fairen Glücksspiele, die Bank sichert sich stets einen Vorteil. Selbst wenn dieser Bankenvorteil sehr gering erscheint, reicht er dennoch aus – egal mit welcher Strategie – einen langfristigen Gewinn zu verunmöglichen.

Die verschiedenen hier beschriebenen Gewinnsysteme basieren alle auf derselben Annahme: Verluste werden durch eine Erhöhung des Einsatzes ausgeglichen. Da Gewinne und Verluste auf lange Sicht gleich häufig sind, wird früher oder später ein Ausgleich eintreten, der letztendlich zu einem Gewinn führt.

Allerdings ist diese Annahme falsch:

  • Ein Ausgleich in absehbarer Zeit ist nicht garantiert.
  • Gewinn und Verlust sind nicht gleich häufig. Der Bankvorteil sorgt für eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Verlusts.
  • Limits und der persönliche Finanzrahmen können ein Erhöhen des Einsatzes verunmöglichen.

Gewinnsysteme und Gewinnstrategien führen tatsächlich zu keinen langfristigen Gewinnen. Häufig werden sie dennoch so benannt. Dies soll den Eindruck erwecken, das Spiel beeinflussen zu können und mit dem richtigen „Know-how“ das Spiel „überlisten“ zu können. Die sogenannten Gewinnsysteme nutzen daher in der Regel nur dem Spielbetreiber.

Américaine

Zunächst werden die Zahlen 1–2–3–4 auf einem Zettel notiert. Die Zahlen entsprechen den zu tätigenden Einsätzen, beispielsweise 100 € – 200 € – 300 € – 400 €.

In jeder Runde wird jeweils die Summe der beiden äußeren Zahlen gesetzt:

Runde

Einsatz

Zettel

1. Runde

500 € (100 € + 400 €)

1 2 3 4

Im Falle eines Gewinns werden nun die beiden äußeren Zahlen weggestrichen:

Runde

Einsatz

Zettel

1. Runde

500 € (100 € + 400 €)

1 2 3 4

2. Runde

500 € (200 € + 300 €)

1 2 3 4

Im Falle eines Verlusts muss der zuletzt getätigte Einsatz der Liste hinzugefügt werden:

Runde

Einsatz

Zettel

1. Runde

500 € (100 € + 400 €)

1 2 3 4

2. Runde

500 € (200 € + 300 €)

1 2 3 4

3. Runde

700 € (200 € + 500 €)

1 2 3 4 5

Das Ziel ist erreicht, sobald alle Zahlen durchgestrichen wurden. Da bei jedem Gewinn zwei Zahlen weggestrichen werden, bei einem Verlust aber nur eine Zahl hinzugefügt wird, reicht ein Gewinn, um zwei Verluste auszugleichen.

Hollandaise

Der Spieler setzt zunächst eine Einheit, beispielsweise 100 €. Wird diese erste Runde gewonnen, ist nichts weiter zu tun. Der Spieler war erfolgreich und kann nun wieder eine Einheit bzw. 100 € setzen.

Falls die erste Runde verloren geht, gelten folgende Regeln:

  • Bei gewonnenen Runden wird die Zahl am linken Rand der Zahlenreihe durchgestrichen.
  • Bei verlorenen Runden wird die Anzahl der gesetzten Einheiten auf dem Zettel aufgeschrieben bzw. am Ende der Zahlenreihe hinzugefügt.
  • Die Höhe des nächsten Einsatzes ist die erste noch nicht durchgestrichene Zahl plus eine Einheit.

Auch die Hollandaise-Strategie geht von der Annahme aus, dass Gewinne und Verluste gleich häufig wären. Diese Annahme ist jedoch falsch.

Progression d’Alembert

Auch hier berechnen wir wieder den Einsatz anhand einer „Einheit“. Der Spieler beginnt mit einer Einheit, beispielsweise 100 €. Nun sind lediglich zwei Regeln zu beachten:

  • Bei einem Verlust wird der Einsatz um eine Einheit erhöht.
  • Bei einem Gewinn wird der Einsatz um eine Einheit verringert.

Ein Beispiel zur Progression d’Alembert:

Sobald der Einsatz wieder den ursprünglichen Wert erreicht hat, ist die Strategie beendet.

Fitzroy-Strategie

Beim Fitzroy-System sind zwei Varianten üblich:

Variante 1:

Diese Spielweise ist besonders einfach. Der Spieler setzt immer eine Einheit, beispielsweise 100 €. Im Falle eines Verlustes beginnt er mit der Strategie.

Es gibt nur eine Regel zu beachten: Der Einsatz wird bei jeder Runde um eine Einheit erhöht.

Der Einsatz wird unabhängig vom Ausgang der Runde erhöht, also auch bei Gewinnen. Die Strategie endet, sobald sich ein Gesamtgewinn eingestellt hat.

Variante 2:

Variante 2 der Fitzroy-Strategie ist ein wenig komplizierter. Der Spieler setzt sich das Ziel, pro Runde eine Einheit zu gewinnen. Sein Ziel wäre beispielsweise 200 € nach der zweiten Runde oder 600 € nach der sechsten Runde.

Er setzt zunächst eine Einheit. Sobald eine Runde verloren wurde, beginnt die Strategie. Nun eröffnet er mit drei Einheiten. Abermals wird bei jeder Runde um eine Einheit erhöht, der Spieler behält aber sein zuvor definiertes Ziel im Auge.

Ist das Ziel auch ohne Erhöhung des Einsatzes erreichbar, wird nicht erhöht. Falls das Ziel jedoch nicht erreicht wird (im Falle eines Verlusts), wird die Runde trotzdem zur Berechnung des Einsatzes herangezogen.

Montant et démontant

Die Strategie „Montant et démontant“ ist der des Fitzroy-Systems ähnlich. Auch hier wird nach einem Verlust der Einsatz stetig um eine Einheit erhöht.

Allerdings ist das Ziel des Spielers ein anderes: Hier wird lediglich ein Gesamtgewinn von einer Einheit angestrebt.

  • Der Einsatz steigt mit jeder Runde um eine Einheit.
  • Falls das Ziel erreicht werden kann, wird nur der dazu notwendige Betrag gesetzt.

Achten Sie bei dem Beispiel der Montant-et-démontant-Strategie auf folgende Spielrunden:

  • In Spiel 5 wurden nur 300 € gesetzt, da damit eine Zielerreichung möglich wäre.
  • Da Spiel 5 leider verloren wurde, muss im 6. Spiel der vorherige Einsatz erhöht werden. Es werden also 400 € gesetzt (300 € + 100 €).
  • Spiel 7: Auch hier reichen 200 € Einsatz, um das Ziel zu erreichen.

Mit der Montant-et-démontant-Strategie ist leider – wie mit allen anderen Gewinnstrategien – kein langfristiger Gewinn möglich.

Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
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