Süchtig machende Medikamente

Welche Medikamente machen abhängig?

Süchtig machendes Medikament

Bestimmte Medikamente und Wirkstoffe haben ein hohes Suchtpotential. Selbst bei einigen rezeptfreien Präparaten besteht das Risiko einer Abhängigkeit. Wir erklären bei welchen Medikamenten Sie besonders vorsichtig sein sollten.

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Wenn Ihnen Ihr Arzt ein Medikament verschrieben hat, möchten Sie vermutlich wissen, ob Sie es bedenkenlos einnehmen können. In der Regel können Sie Ihrem Arzt vertrauen: Bei einem Präparat mit Suchtrisiko kennt Ihr Arzt die möglichen Folgen und wägt mögliche Gefahren mit dem Nutzen des Medikaments ab. Er wird Sie dann vor der Behandlungen auch über mögliche Risiken informieren.

Hier gilt es, bei Bedarf nachzufragen. Bei überfüllten Arztpraxen und schnellem Abfertigen von Patienten kann das Beratungsgespräch unter Umständen sehr kurz ausfallen. Sprechen Sie Sorgen offen an und besprechen Sie – wenn notwendig – die richtige Einnahme des Medikaments.

Wenn Sie das Gefühl haben, zu wenig über das verschriebene Präparat informiert worden zu sein - fragen Sie einfach nach! Es zählt zu den Aufgaben Ihres Arztes, Sie aufzuklären und Ihre Fragen zu beantworten.

Macht mein Medikament süchtig?

Es gibt eine Unzahl verschiedener Medikamente und nur manche können abhängig machen. Wie kann man dennoch die Übersicht behalten?

Zunächst sollten Sie den Wirkstoff Ihres Medikaments herausfinden. Viele unterschiedliche Produkte der einzelnen Hersteller verwenden den selben (oder einen sehr ähnlichen) Wirkstoff. Es gibt also deutlich weniger unterschiedliche Wirkstoffe als Handels- bzw. Produktnamen.

Sie finden den Wirkstoff Ihres Medikaments entweder direkt auf der Verpackung oder auf dem beigepackten Medikamenteninformations-Zettel.

Wenn Sie beispielsweise wissen, dass der Wirkstoff „Bromazepam“ süchtig machen kann und Ihr verschriebenes Medikament eben diesen Wirkstoff enthält ist Vorsicht geboten.

Doch auch die Zahl der unterschiedlichen Wirkstoffe kann überraschend hoch sein. Als Laie verliert man schnell die Übersicht und die komplexen Namen hören sich häufig sehr ähnlich an.

Zum Glück kann man auch Wirkstoffe in Gruppen unterteilen. In den meisten Fällen reicht es, wenn Sie Wirkstoffgruppe kennen. Wenn Ihr Medikament zu einer Gruppe mit Suchtpotential gehört, ist – sofern nicht bereits bei der Verschreibung geschehen – ein aufklärendes Gespräch bei Ihrem Arzt anzuraten.

Ein Beispiel:
Nehmen wir an, Sie hätten das Medikament Lexostad® verschrieben bekommen. Der darin enthaltene Wirkstoff nennt sich Bromazepam. Der Wirkstoff zählt zur Familie der Benzodiazepine. Benzodiazepine werden beispielsweise bei der Behandlung von Schlafstörung eingesetzt und können abhängig machen. Sie sollten sich also streng an die verordnete Menge und Einnahmedauer halten und gegebenenfalls Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.

Welche Medikamente machen abhängig?

Wenn Ihr Medikament zu einer der folgenden Gruppen gehört, sollten Sie von einem Suchtpotential ausgehen. Beachten Sie, dass die Gefahr einer Abhängigkeit je nach Gruppe unterschiedlich stark sein kann. Manche Medikamente verursachen eine rasche körperliche Abhängigkeit, andere sind erst nach längerer Einnahme problematisch.

Wenn Sie Ihr Medikament bzw. dessen Gruppe auf der Liste finden und von Ihrem Arzt noch nicht über eine mögliche Suchtgefahr informiert wurden, lesen Sie die Packungsbeilage und zögern Sie nicht, bei Bedarf nachzufragen.

  • Benzodiazepine
    Sind Schlaf- bzw. Beruhigungsmittel. Hohes Suchtpotential. Je nach Dosis kann nach wenigen Woche bis zu einigen Monaten eine Abhängigkeit entstehen.
  • Z-Drugs
    Der Name leitete sich von den Wirkstoffen Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon ab. Sind in Wirkung und Einsatzgebiet den Benzodiazepinen ähnlich. Z-Drugs können ebenso abhängig machen.
  • Barbiturate
    Wurden früher als Schlafmittel eingesetzt und finden heute kaum noch Verwenden. Hohes Suchtpotential!
  • Opiate / Opioide
    Opioide Schmerzmittel haben Suchtpotential und sind nur auf Rezept erhältlich. Aber auch manche rezeptfreie Hustensäfte können Opioide enthalten und zu Missbrauch verleiten. Hohes Missbrauchs- und Suchtrisiko.
  • Amphetamine & Stimulanzien
    Werden beispielsweise bei der Behandlung von ADHS eingesetzt. Haben hohes Missbrauchspotential und machen in weitere Folge abhängig.
  • Narkosemittel
    Werden vor allem im klinischen Bereich eingesetzt. Der Missbrauch von Narkosemittel beschränkt sich daher weitgehend auf bestimmte Berufsgruppen wie Ärzte oder Krankenhauspersonal.

Medikamente, die im weiteren Sinne abhängig machen

Manche Medikamente machen zwar abhängig, weisen aber nur einige der typischen Merkmale eines Suchtmittels auf. Zu diesen zählen:

  • Abschwellende Nasensprays
    Toleranzentwicklung nach wenigen Tagen und Folgeschäden bei dauerhaftem Missbrauch.
  • Medikamente gegen Kopfschmerzen bzw. Migräne
    Lösen nach dauerhafter Einnahme Kopfschmerzen aus, die nicht mit weiteren Schmerzmitteln bekämpft werden dürfen.
  • Abführmittel
    Werden häufig zur Gewichtsreduktion missbraucht.
  • Diuretika
    Ebenfalls häufiger Missbrauch für raschen Gewichtsverlust.
  • Alkoholhaltige Präparate
    Können bei alkoholkranken Patienten zu Rückfällen führen.
  • Antihistaminika
    Werden häufig zur Verstärkung anderer Suchtstoffe missbraucht.

Medikamenteneigenschaften und Suchtgefahr

Abseits von Wirkstoffen und Wirkstoffklassen sind verschiedenen Eigenschaften ein guter Indikator für das Suchtpotential eines Medikaments. Häufig handelt es sich dabei um Präparate, die das Wohlbefinden kurzfristig stark steigern. Sie merken es womöglich selber: Wenn Sie immer wieder den Drang verspüren, das Medikament einzunehmen ist Vorsicht geboten.

Halten Sie sich vor Augen: Manche Medikamente wirken ähnlich einer Droge, dienen aber einem medizinischem Zweck. Alleine der Umstand, dass es Medikamente sind und sie von einem Arzt verordnet wurden, macht die Einnahme nicht unbedenklich. Auch Arzneimittel können Suchtmittel sein.

 

  • Thomas Geschwinde, Springer: 8. Auflage
  • DHS: DHS Suchtmedizinische Reihe Band 5: Medikamente
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
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