Alkohol in der Schwangerschaft

Trinken während der Schwangerschaft

Kind war Alkohol in der Schwangerschaft ausgesetzt

Alkohol in der Schwangerschaft. Darf man in der Schwangerschaft Alkohol trinken? Die kurze Antwort: Nein. Genauer betrachtet kommt es auf die Menge und die Schwangerschaftswoche an. Wir erklären, wann Sie bedenkenlos Alkohol trinken dürfen und wann es kritisch sein kann.

Lesedauer 10 Min.
Thema Alkoholismus
Schwerpunkt Gesundheit
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Gerade in den ersten Wochen nach der Befruchtung wissen viele Frauen noch nichts von ihrer Schwangerschaft. Es kann also gerade am Beginn der Schwangerschaft zu bisweilen starken Alkoholkonsum kommen. Doch schadet das dem ungeborenen Kind?

Alkohol in der Frühschwangerschaft

Die meisten Mütter erfahren erst innerhalb der ersten Wochen von ihrer Schwangerschaft. Ab diesem Zeitpunkt sollte Alkohol tabu sein. Doch selbst wenn Sie davor Alkohol getrunken haben, müssen Sie sich keine Vorwürfe machen.

In den ersten zwei bis drei Wochen sind die embryonalen Zellen erstaunlich widerstandsfähig. Die embryonale Entwicklung ist erst in einer frühen Phase, es gilt das „Alles oder Nichts“-Prinzip: Sollte es tatsächlich zu Schäden gekommen sein, bedeutet dies in den meisten Fällen einen Abbruch der Schwangerschaft. In vielen Fällen bleibt dieser Schwangerschaftsabbruch unbemerkt, die Betroffenen wissen nicht, dass sie schwanger gewesen wären.

Wenn seit Ihrem Alkoholkonsum also schon einige Tage oder Wochen vergangen sind und Ihr Schwangerschaftstest nun positiv ist, besteht kaum Grund zu Sorge. Falls Sie dennoch beunruhigt sind oder Ihre Schwangerschaft erst spät bemerkt haben, sprechen Sie einfach mit Ihrem Frauenarzt über Ihre Sorgen.

Unbemerkt schwanger Alkohol getrunken: Ab wann es gefährlich ist

Ab etwa der vierten bis fünften Schwangerschaftswoche tritt der Embryo in eine kritische Phase der Entwicklung ein. Alkohol kann nun zu massiven Schäden und späteren Entwicklungsstörungen führen. Daher gilt: Kein Alkohol sobald Sie von Ihrer Schwangerschaft wissen!

Sollten Sie regelmäßig Alkohol konsumieren oder an einer Alkoholsucht erkrankt sein, ist eine Früherkennung der Schwangerschaft wichtig. Machen Sie daher umgehend einen Schwangerschaftstest, falls Sie vermuten, schwanger zu sein.

Verzichten Sie während der gesamten Schwangerschaft auf Alkohol. Zwar sind bestimmten Phasen der Schwangerschaft riskanter als andere, es kann aber während der gesamten Dauer zu einer Schädigung des ungeborenen Kindes kommen.

Alkohol und Phasen der Schwangerschaft

In verschiedenen Phasen der Schwangerschaft kann es zu unterschiedlichen Schäden durch Alkohol kommen.

Schwangerschaftswoche

Merkmale

1. - 3. SSW

  • Keine Einnistung der befruchteten Eizelle
  • Schwangerschaftsabbruch und Fehlgeburt

4. - 12. SSW

  • Der Embryo entwickelt sich rasant
  • Entwicklung des Gehirns und der Organe
  • Muskeln und Skelett werden gebildet
  • Risiko für Fehlbildungen und Fehlgeburt

13. - 27. SSW

  • Große Wachstumsfortschritte
  • Gehirn und Nervensystem wachsen
  • Innere Organe bilden sich weiter aus

28. - 40. SSW

  • Gewichtszunahme
  • Gehirn und Nervensystem wachsen weiter an
  • Muskelaufbau

Alkohol während der Schwangerschaft

Sie sollten selbst auf kleine Mengen Alkohol verzichten. Ab welcher Menge es bereits zu Schäden kommt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Zwar scheint seltener, geringer Alkoholkonsum weitgehend problemlos zu sein, trotzdem besteht immer ein Restrisiko. Es gibt keine Trinkmenge die als unbedenklich gelten kann. Dies gilt für alle Phasen der Schwangerschaft, wirkliche Sicherheit gibt nur die Abstinenz.

Das bedeutet jedoch nicht, dass geringe Mengen an Alkohol das ungeborene Kind tatsächlich schädigen. Ein kleines Glas Rotwein zu besonderen Anlässen wird in den meisten Fällen ohne Folgen bleiben – garantieren kann Ihnen das jedoch niemand. Zwar ist nicht mit massiven Schäden durch geringe Mengen zu rechnen, allerdings sind auch kleinere, schwer nachweisbare Schäden denkbar.

Dazu kommt, dass jedes Kind anders auf Alkohol reagiert. Die genetische Veranlagung, der Stoffwechsel der Mutter und das Entwicklungsstadium des Embryos bzw. Feten können bei jeder Schwangerschaft anders sein. Daher ist es schwierig, eine konkrete Prognose für Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu geben.

Klar ist aber: Je weniger desto besser. Die meisten Mütter halten sich daher an die Empfehlung und leben während der Schwangerschaft abstinent.

Wie viel Alkohol in der Schwangerschaft?

Wenn Sie trotz Ihrer Schwangerschaft Alkohol trinken, sollten Sie dabei einige Punkte beachten:

  • Trinken sie nicht täglich, versuchen Sie den Alkoholkonsum auf bestimmte Anlässe zu beschränken.
  • Trinken Sie nicht mehr als ein kleines Glas Bier oder ein 1/8l Wein.
  • Vermeiden Sie exzessives Trinken und Räusche.

Für alkoholkranke Menschen ist eine plötzliche Abstinenz schwierig zu bewältigen. Eine Schwangerschaft ist jedoch der Zeitpunkt, an dem man sich ernsthaft mit seinen Trinkgewohnheiten auseinandersetzen sollte. War es früher relativ einfach, die eigenen Probleme zu verdrängen, drohen nun schwerwiegende Konsequenzen für das ungeborene Kind.

Fall Sie an einer Alkoholsucht leiden sollten Sie umgehend folgende Punkte beachten:

  • Informieren Sie Ihren Frauenarzt.
  • Wenden Sie sich an eine Beratungsstelle.
  • Beginnen Sie einen warmen Entzug.
  • Informieren Sie sich über Behandlungsmöglichkeiten des Alkoholismus.

Chronischer Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

Regelmäßiger Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann zu massiven Schäden des Ungeborenen führen. Diese Alkoholschäden sind irreparabel, das Kind leidet während seines gesamten Lebens an den Folgen. Je nach Ausmaß der Schädigung kommt es zu unterschiedlichen Formen.

Als Überbegriff für durch Alkohol während der Schwangerschaft verursachte Störungen hat sich der Begriff des „FASD“ etabliert. Die „Fetal Alcohol Spectrum Disorder“ umfasst sowohl das Fetale Alkoholsyndrom als auch die Fetalen Alkoholeffekte.

Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft

Sowohl der Alkohol als auch dessen Abbauprodukte sind schädlich. Sie gelangen über den Mutterkuchen in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes und wirken dort auf den sich entwickelnden Organismus. Neben diesen direkten Schäden hat Alkohol während der Schwangerschaft auch indirekte Folgen.

Alkoholkranke Menschen leiden häufig unter einem Mangel an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen der für die Entwicklung des Fetus problematisch sein kann. Aber auch die typischen Folgeerscheinungen von Alkoholmissbrauch können die Entwicklung negativ beeinflussen: Leberschäden, ein gestörter Hormonhaushalt und der ungesunde Lebenswandel verschlimmern die Problematik zusätzlich.

Alkohol in der Schwangerschaft: Fetales Alkoholsyndrom (FAS)

Das fetale Alkoholsyndrom beschreibt die schwerste Form der Alkoholschäden. Zu den Symptomen zählen:

Art

Merkmale

Körperliche Symtpome

  • Wachstumsauffälligkeiten, z.B.: Minderwuchs und geringes Geburtsgewicht
  • Mikrozephalie (verringerter Kopfumfang)
  • Untergewicht
  • Hautfalten an den Augenecken, kleine Augen und kurze Lidspalten
  • dünne Oberlippe
  • Fehlbildungen von Organen
  • fehlende Rinne zwischen Oberlippe und Nase
  • tiefliegende Nasenbrücke und eine kurze und abgeflachte Nase („Stupsnase“)

Neurologische Symptome

  • Schlafstörungen
  • reduzierter Saugreflex bei Babys
  • Intelligenzminderung
  • Entwicklungsverzögerung und Lernschwierigkeiten
  • Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsdefizite
  • Gestörte Feinmotorik, z.B. Laufen, Greifen und Geschicklichkeit
  • Hyperaktivität
  • Impulsivität und Stimmungsschwankungen
  • Störungen des Sprechens und Hörens

Fetale Alkoholeffekte

Sind nur einzelne Symptome des fetalen Alkoholsyndroms zu beobachten, spricht man von „fetalen Alkoholeffekten“. Zwar zeigt das Kind dann nur bestimmte durch den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft verursachte Schäden, die Folgen können trotzdem gravierend sein. Bereits einzelne Symptome des FAS können die Entwicklung des Kindes stark beeinträchtigen und bis ins Erwachsenenalter spürbar sein. Bei fetalen Alkoholeffekten handelt es sich also nur scheinbar um eine leichtere Form des Fetalen Alkoholsyndroms: Die Anzahl der Symptome sagt wenig über die individuellen Schwierigkeiten des Kindes aus.

Trinkgewohnheiten des Mannes während der Schwangerschaft

Lange Zeit war man der Meinung, dass der väterliche Alkoholkonsum eine Rolle bei Missbildungen und Entwicklungsstörungen des Feten spielen würden. Allerdings konnte kein solcher Zusammenhang nachgewiesen werden.

Trotzdem sollten werdende Väter mit Kinderwunsch ihre Trinkgewohnheiten der neuen Situation anpassen: Sie helfen dadurch der Frau, auf Alkohol zu verzichten und sind eine wichtige Stütze in der Abstinenz. Folgende Tipps können dabei helfen:

  • Unterstützen Sie den Entschluss, nicht zu trinken, aktiv.
  • Vermeiden Sie Risikosituationen, die zum Trinken verleiten könnten.
  • Leben Sie gemeinsam abstinent. Das festigt die Partnerschaft, hilft der eigenen Gesundheit und macht die Abstinenz einfacher.
  • Informieren Sie sich, wie sie die Abstinenz des Partners unterstützen können. Weitere Informationen finden Sie hier.
  • Drängen Sie auf eine rasche Behandlung, falls Ihre Partnerin alkoholkrank ist.

Tipps für die Abstinenz

Hilfe bei Alkoholsucht

  • Handbuch Alkohol – Österreich, 3. Auflage
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
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