Alkoholiker erkennen

Freund erkennt einen Alkoholiker

Ein Freund, Ihr Kind oder Ihr Partner trinkt regelmäßig? Sind Sie besorgt, es könnte zu viel sein? Womöglich machen Sie sich auch Gedanken über Ihr eigenes Trinkverhalten? Das ist gut, denn eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich langsam und unbemerkt. Dabei wäre es wichtig, schon die ersten Anzeichen richtig zu deuten und rechtzeitig zu helfen.

Lesedauer 10 Min.
Thema Alkoholismus
Schwerpunkt Gesundheit
Dieser Fachartikel wurde von einem Experten geprüft.
Letzte Aktualisierung:

Das Wichtigste in Kürze

  • Alkoholiker erkennt man an typischen Verhaltensweisen und körperlichen Anzeichen.
  • Typische Merkmale sind eine knollige Nase und Gesichtsveränderungen. Allerdings sind diese kein Beweis für eine Alkoholsucht – Vorsicht bei vorschnellen Diagnosen!
  • Das Verhalten eines Alkoholikers hängt auch von der Schwere der Erkrankung ab.
  • Wichtig ist frühes Erkennen der Abhängigkeit. So kann rechtzeitig geholfen werden und ein Abgleiten in die Sucht vermieden werden.
  • Die Symptome des Alkoholismus betreffen Aussehen, Verhalten, körperliche Schäden und Psyche.

Das Trinken von Alkohol ist für viele normal. Gegen ein Glas Wein oder Bier lässt sich wenig einwenden. Doch auch hier gilt: Die Menge macht das Gift. Während gelegentlicher Alkoholkonsum weitgehend unbedenklich ist, wirken größere Alkoholmengen gesundheitsschädlich.

Es gilt also nicht nur eine Alkoholabhängigkeit rechtzeitig zu erkennen, sondern auch gesundheitsschädliches von risikolosem Trinkverhalten zu unterscheiden.

Alkoholiker Gesicht

Ein häufiges Merkmal ist die Gesichtsveränderung durch Alkohol. Pickel, deutlich sichtbare Augenringe und eine beschleunigte Hautalterung können die Folge sein.  

Hautrötungen und die sogenannte Rosazea sind typisch für Alkoholiker: Die Blutgefäße sind erweitert und werden rund um die Wangen bzw. die Nase sichtbar.

Allerdings muss das Auftreten der beschriebenen Symptome nicht unbedingt ein Zeichen von Alkoholismus sein: Die Gesichtsveränderungen können auch verschiedene andere Ursachen haben. Es ist daher schwierig, einen Alkoholiker nur aufgrund des Gesichts zu erkennen. Tatsächlich sind die Ursachen der Rosazea noch weitgehend unbekannt. So wirken sich beispielsweise Stress, UV-Licht oder bestimmte Speisen ebenso auf den Verlauf der Rosazea aus.

Das Gesicht eines Alkoholikers kann bestimmte, typische Merkmale aufweisen. Diese sind jedoch kein „Beweis“ für eine Alkoholsucht.

Alkoholiker Nase

Die sogenannte „Säufernase“ (Rhinophym), beschreibt eine vergrößerte, knollige Nase mit deutlicher, rot-blauer Färbung und verhältnismäßig großen Poren. Typische Merkmale sind:

  • Knollige Wucherungen
  • Schuppen
  • Rötung der Nase
  • entzündliche Papeln und Pusteln

Aber auch hier gilt: Nicht jede Knollnase ist Zeichen einer Alkoholsucht. Zwar scheint Alkoholkonsum ein Risikofaktor zu sein, allerdings leiden auch viele Menschen mit unauffälligem Trinkverhalten unter einer Rosazea. 

Die Knollnase ist in den meisten Fällen unbedenklich und stellt lediglich ein kosmetisches Problem dar. Allerdings leiden viele Betroffenen unter der psychischen Belastung. Die Stigmatisierung als vermeintlicher Alkoholiker kann die Lebensqualität der Erkrankten dann noch zusätzlich mindern – vermeiden Sie daher voreilige Rückschlüsse auf eine mögliche Suchterkrankung. 

Woran erkennt man Alkoholiker?

Häufig machen sich Freunde und Angehörige von Alkoholkranken Vorwürfe, die Erkrankung nicht früher erkannt zu haben und rechtzeitig geholfen zu haben. Dabei ist es gar nicht so einfach, die ersten Anzeichen richtig zu deuten. Zunächst scheint das Trinkverhalten weitgehend „normal“ – schließlich trinkt ja fast jeder einmal zu viel. Die Betroffenen spielen ihren Alkoholkonsum herunter und betonen, kein Problem zu haben.

Hier ist vor allem eine empathische und wertschätzende Vorgangsweise gefragt. Fragen und Gespräche zum Thema Alkohol sollten in entspannter Atmosphäre und ohne Druck stattfinden. Vermeiden Sie Vorwürfe und verurteilen Sie nicht. Sprechen Sie sachlich und ruhig Ihre Beobachtungen und Sorgen an, Gefühlsausbrüche und Aufregung helfen nicht.

Achten Sie auf eine gute Gesprächsbasis.

Womöglich ist der Betroffene noch nicht bereit, sich seine Abhängigkeit einzugestehen. Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen. Auch wenn das erste Gespräch vielleicht nicht so verlaufen ist, wie Sie erhofft haben: Bleiben Sie im Gespräch. Achten Sie auf eine gute Gesprächsbasis. Anstatt eine Antwort herauspressen zu wollen sollten Sie auf eine vertrauensvolle und offene Kommunikation bauen. Nicht alle Fragen werden gleich beim ersten Gespräch geklärt werden können, lassen Sie sich also Zeit.

Doch was sind nun konkrete Hinweise? Welche Verhaltensweisen sollten Sie beachten und womöglich ansprechen?

  • Kontrollverlust
    Der Betroffene kann seinen Alkoholkonsum kaum noch steuern. Obwohl man eigentlich aufhören sollte, wird weitergetrunken. Dies geschieht auch gegen die eigene Vernunft, etwa wenn man sich dann betrunken ans Steuer setzt.
  • Gewohnheit
    Es wird aus reiner Gewohnheit, ohne speziellen Anlass getrunken – z.B. alleine daheim.
  • Psychische Abhängigkeit
    Das Trinken wird zu einer Notwendigkeit. Man will und kann nicht mehr auf Alkohol verzichten. Einige Wochen ohne Trinken auszukommen ist nicht mehr möglich.
  • Dosissteigerung
    Die Menge des konsumierten Alkohols steigert sich stetig. Dies kann sich auch über einige Jahre hinziehen – man wird trinkfest, benötigt immer mehr um dieselbe Wirkung zu erzielen.
  • Entzugserscheinungen
    Stellen sich bei fortgeschrittener Alkoholsucht ein. Beispiele wären etwa Zittern, Übelkeit oder starkes Schwitzen. Eine vollständige Liste der Entzugserscheinungen finden Sie hier.

Anzeichen Alkoholiker

Um das Trinkverhalten eines Angehörigen besser einzuschätzen, können Sie folgenden Fragebogen verwenden:

Auffälligkeiten

Ja / Nein

hat häufig eine „Alkoholfahne“

  •  
  •  

Zittern (vor allem Hände)

  •  
  •  

häufige Gedächtnislücken

  •  
  •  

unruhiger Schlaf

  •  
  •  

Brechreiz am Morgen

  •  
  •  

Alkoholkonsum am Vormittag

  •  
  •  

versteckt Alkohol, trinkt wenn unbeobachtet

  •  
  •  

häufighes trinken „zur Entspannung“

  •  
  •  

fährt angetrunken Auto

  •  
  •  

Stürze, versehentliche Verletzungen

  •  
  •  

häufiges Fernbleiben von der Arbeit

  •  
  •  

reagiert gereizt beim Thema „Alkohol“

  •  
  •  

veränderter Freundeskreis, häufiges feiern

  •  
  •  

Punkte:

0

Auswertung

Die Interpretation des Testergebnisses kann relativ frei erfolgen: Je mehr „Ja“ angekreuzt sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit für einen Alkoholmissbrauch. Wie Sie bestimmt bemerkt haben ist also keine definitive Aussage über individuelle Risiken möglich. Wer 2 oder 3 mal mit „Ja“ geantwortet hat, mag womöglich kein Alkoholproblem haben. Wenn Sie aber eine ganze Reihe der Verhaltensweisen beobachtet haben, wird es sinnvoll sein, das Thema ruhig und ohne Vorwürfe anzusprechen.

Alkoholiker Symptome

Es ist gar nicht so leicht, Hinweise für Alkoholismus zu erkennen. Einzelne Veränderungen können auch weitgehend normal sein – erst das gehäufte Auftreten kann ein Anzeichen für eine Alkoholabhängigkeit sein. Es muss betont werden, dass es sich auch nur dann um Hinweise handelt, ein „Beweis“ ist nicht möglich.

Gerade wenn man persönlich betroffen ist, kann die eigene Wahrnehmung verzerrt sein. Bemühen Sie sich um Objektivität und vermeiden Sie, Ihre Beobachtungen als „Nachweise“ einer Alkoholsucht zu präsentieren. Die Früherkennung dient nicht zur „Aufdeckung“ oder „Bloßstellung“ sondern soll eine frühe, adäquate Hilfe ermöglichen.

  • Mundgeruch („Fahne“, lat. „Foetor Alcoholicus“). Häufig wird versucht, die Fahne durch Kaugummis zu kaschieren
  • Übelkeit oder Erbrechen am Morgen
  • Aufgedunsenes Gesicht, Gesichtsröte, die Äderchen an den Wangen und Nasenflügeln sind erweitert
  • Erhöhte Neigung zu Schwitzen
  • Schlafstörungen
  • Herzklopfen und Bluthochdruck
  • Appetitlosigkeit
  • Vergesslichkeit
  • Depressionen
  • Angst
  • Gewichtsverlust und Unterernährung
  • Gealtertes Aussehen
  • Sexuelle Probleme und Potenzstörungen
  • Bierbauch (im Kontrast zu eher dünnen Beinen)
  • Hautveränderungen, z.B. Leberhautzeichen (Spider naevi)
  • Zittern

Typisches Verhalten Alkoholiker

Neben den körperlichen Symptomen können typische Verhaltensweisen von Alkoholikern wichtige Hinweise liefern. Achten Sie daher auf folgende Anzeichen:

  • Gesteigerte Reizbarkeit und Aggressivität
  • Verringerte Impulskontrolle und Frustrationstoleranz
  • Jovialität und Distanzlosigkeit
  • Vernachlässigtes körperliches Erscheinungsbild
  • Neigt zu Bagatellisierung
  • Probleme in der Beziehung, Familie oder Ehe
  • Schwierigkeiten am Arbeitsplatz und häufige Krankenstände
  • Alkoholbedingte Delikte im Straßenverkehr, Führerscheinverlust
  • Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit
  • Kurze, wiederholte Krankenstände vor und nach dem Wochenende. Die Meldung wird öfters von einer dritten Person (z.B. Partner) gemacht
  • Häufige Missgeschicke und kleinere Unfälle
  • Schwankendes Leistungs- und Durchhaltevermögen

Früherkennung Alkoholismus

Frau ist nicht als Alkoholiker zu erkennen
Ein Alkoholiker ist nicht immer leicht zu erkennen

Einer Alkoholsucht geht in den meisten Fällen eine lange Phase des chronischen Alkoholmissbrauchs voraus. Idealerweise sollte bereits beim ersten Verdacht eines Alkoholproblems mit einer Intervention begonnen werden. Ist das Stadium der Alkoholsucht erst einmal erreicht, wird meistens eine langwierige und mühevolle Entzugsbehandlung notwendig. Dann wäre Abstinenz das einzige Behandlungsziel – kontrolliertes Trinken ist nicht mehr möglich. Für viele der Betroffenen ist dies jedoch keine attraktive Zukunftsperspektive. Die Aussicht, nie wieder trinken zu dürfen, treibt Sie in erfolglose Versuche, ihren Alkoholkonsum „nur“ zu reduzieren und damit immer wieder in den Teufelskreis der Sucht.

Dabei wäre zu einem frühen Zeitpunkt eine Rückkehr in ein normales, soziales Trinkverhalten noch möglich gewesen. Die körperlichen und psychischen Folgen des Konsums hätten dann noch rechtzeitig behandelt werden können. Dem Betroffenen wären bleibende Schäden erspart geblieben.

Eine Früherkennung ist also nur im Sinne des Betroffenen. Auch wenn er oder sie das Problem zu bagatellisieren versucht und den Alkoholmissbrauch womöglich abstreitet – es lohnt sich auf jeden Fall genauer hinzusehen, das Problem anzusprechen und seine Sorgen zu äußern. Zögern Sie auch nicht, eine Beratungsstelle zu kontaktieren um Ihre Bedenken anonym mit einem Experten zu besprechen.

Alkoholismus bei Kindern erkennen

Früher oder später machen Kinder Erfahrungen mit Alkohol. Wird der Alkoholkonsum am Wochenende jedoch zur Gewohnheit, machen sich viele Eltern Sorgen um eine mögliche Abhängigkeit. Dabei unterscheidet sich süchtiges Verhalten von Jugendlichen nicht übermäßig von Erwachsenen. Die Hinweise für Alkoholmissbrauch und die Warnzeichen für eine entstehende Alkoholsucht sind weitgehend dieselben.

Das Ausloten der eigenen Grenzen ist Teil der Entwicklung. Da kann es schon einmal vorkommen, dass Jugendliche über die Stränge schlagen. Man muss dieses Ausprobieren nicht unbedingt gut heißen, es sollte aber auch nicht zu einem Problem aufgeschaukelt werden. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Phase des Experimentierens mit der berauschenden Wirkung und legt sich nach einer Weile wieder.

Entwickelt sich das Trinkverhalten jedoch in Richtung eines Alkoholmissbrauchs ist Vorsicht geboten. Achten Sie auf plötzlich auftretende Probleme in der Schule oder Ausbildung. Hat sich der Freundeskreis abrupt geändert? Werden frühere Freizeitaktivitäten und Hobbys vernachlässigt?

Sollten Sie tatsächlich eine besorgniserregende Entwicklung feststellen, gilt es Ruhe zu bewahren und nicht in Angst zu verfallen. Verzichten Sie auf Vorwürfe und Bestrafungen. Informieren Sie sich und suchen Sie professionelle Hilfe auf, etwa bei einer Beratungsstelle.

Als verantwortungsvoller Elternteil können Sie einige Punkte beachten, um Ihr Kind zu unterstützen:

  • Eigenes Wissen erweitern
    Sich über das Thema Alkoholismus und Sucht zu informieren gibt Sicherheit im Gespräch mit den Kindern. Es hilft, Fragen adäquat beantworten zu können – schließlich sollen sich die Kinder direkt an Sie wenden können.
  • Sachliche Gespräche führen
    Bleiben Sie sachlich und führen Sie klare Argumente an. Bestrafungen helfen nicht und verhindern eine vertrauensvolle und solide Gesprächsbasis.
  • Interesse zeigen
    Zeigen Sie Interesse an den Aktivitäten Ihres Kindes. Alkoholkonsum findet häufig am Wochenende z.B. mit Freunden oder Kollegen statt. Wer sich für das Umfeld, Freunde und Bekannte seines Kindes interessiert, erkennt problematische Entwicklungen früher – auch ohne Nachfragen zu müssen.
  • Fähigkeiten fördern
    Unterstützen Sie ihr Kind in der Freizeitgestaltung und ermöglichen Sie ihm Hobbys und Freizeitaktivitäten. Sie helfen ihm dadurch nicht nur sein Potential zu entfalten, sondern beugen auch Suchterkrankungen vor.
  • Verantwortung übertragen
    Überlassen Sie Ihrem Kind genügend Eigenverantwortung. Es muss seine eigenen Erfahrungen sammeln und einen verantwortungsvollen Umgang mit seiner Umwelt lernen. Akzeptieren Sie die Entscheidungen ihres Kindes – dies fördert das Vertrauen auf beiden Seiten.
  • Selbstkritik
    Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Achten Sie daher auf Ihren eigenen Alkoholkonsum. Was Sie ihrem Kind vorleben, wird auch sein Verhalten bestimmen. Klar, niemand ist fehlerfrei. Zeigen Sie daher auch Selbstkritik. Machen Sie es deutlich, wenn Sie sich nicht korrekt verhalten haben. So können Sie Wiedersprüche vermeiden und glaubwürdig bleiben – etwa wenn Sie Alkoholkonsum kritisieren und dann womöglich einmal selber zu viel trinken.

Alkoholismus bei sich selbst erkennen

Wenn Sie sich Gedanken über Ihr eigenes Trinkverhalten machen fällt es leicht, den Konsum einzuschätzen. Schließlich kennen Sie Ihre Trinkgewohnheiten besser als jeder andere – man muss sich selbst gegenüber nur ehrlich sein.

Sie können Ihr persönliches Risiko ganz einfach mit einem Selbsttest feststellen. Hier geht es zum Selbsttest:

Selbsttest Alkoholismus

  • ÖÄZ: 6, 25.März 2012 State of the art – Alkoholabhängigkeit
    (Online, letzer Zugriff am )
  • Alkohol ohne Schatten: Basisinformationen
    (Online, letzer Zugriff am )
  • Wenn Alkohol zum Problem wird - Suchtgefahren erkennen - den Weg aus der Abhängigkeit finden
    (Online, letzer Zugriff am )
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
Das könnte Sie auch interessieren:
Selbsttest: Schnell das eigene Risiko für Alkoholismus bestimmen
Partnerschaft mit einem Alkoholiker: Ist das möglich?
Alkoholsucht: Die Fakten
Gründe für Alkoholismus
Die Wirkung von Alkohol
Alles zur Abstinenz
Führerscheinentzug in Deutschland