Alkoholsucht und Alkoholismus

Was hilft gegen eine Alkoholsucht?

Frau mit Alkoholsucht

In Deutschland sind fast 2 Millionen Menschen alkoholabhängig, in Österreich sind es immerhin etwa 350.000 Alkoholkranke. Für Viele ist es schwierig, über ihre Erkrankung zu sprechen oder Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir versuchen zu helfen.

Thema Alkoholismus
Zielgruppe Betroffene
Lesedauer 10 Min.
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Letzte Aktualisierung:

Eine Alkoholabhängigkeit hat weitreichende Folgen für Betroffene und deren Familien. Sie haben bereits einen wichtigen Schritt getan und möchten sich über Alkoholabhängigkeit informieren. Das ist gut und wichtig! Denn eine frühe Erkennung und professionelle Hilfe sind die wichtigsten Faktoren, um zurück in ein zufriedenes Leben zu finden.

Wie erkenne ich als Angehöriger Alkoholismus?

Die Alkoholsucht erkennen

Alkohol ist allgegenwärtig, kein anderes Suchtmittel ist derart gesellschaftlich akzeptiert und weit verbreitet. Der durchschnittliche Alkoholkonsum pro Jahr liegt bei knapp 10 Litern pro Kopf (Deutschland, 2013). Etwa 1,6 Millionen Menschen sind alleine in Deutschland akut alkoholsüchtig.

Jugendliche machen im Durchschnitt bereits mit etwa 13–14 Jahren erste Erfahrungen mit Alkohol. Mit 16–17 Jahren konsumiert bereits etwa jeder Vierte regelmäßig mindestens einmal pro Woche.

Nur etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt alkoholabstinent, jeder Zehnte entwickelt im Laufe seines Lebens eine Alkoholsucht.

Wenn Sie also den Verdacht haben, womöglich zu viel Alkohol zu konsumieren, stellt sich vor allem die Frage nach dem Ausmaß, der Dauer und Ihrem individuellen Trinkverhalten. Sich mit Freunden und Bekannten zu vergleichen, reicht hier nicht aus – Alkoholabhängigkeit ist nicht allein eine Frage der konsumierten Menge.

Betroffene spüren häufig, dass sie ein Problem haben – auch wenn sie es womöglich nicht eingestehen wollen. Da mit zunehmender Dauer der Ausstieg immer schwieriger wird, empfiehlt es sich, bereits sehr früh problematisches Trinkverhalten abzuklären. Sehen Sie Beratungsstellen nicht als Einrichtungen für ausschließlich langjährige Alkoholkranke – Sie können sich zu jeder Zeit mit Fragen und Sorgen betreffend Ihres Alkoholkonsums an sie wenden.

Umso früher, desto besser. Auch wenn Sie womöglich der Meinung sind, nicht alkoholabhängig zu sein: Ein kurzer Anruf oder eine anonyme Mail hilft, Ihre Fragen zu beantworten und kostet Sie lediglich ein paar Minuten Ihrer Zeit.

Eine Alkoholsucht entsteht schleichend und bleibt lange unbemerkt. Sie zu erkennen ist oft nicht leicht – von den Betroffenen geleugnet, fehlt es Freunden und Familie oft an Fachwissen, um Anzeichen und Symptome richtig zu deuten.

Wenn Sie sich Sorgen um einen Angehörigen oder Bekannten machen, finden Sie hier Tipps und Tricks, um Anzeichen von Alkoholmissbrauch bei Freunden und innerhalb der Familie leichter erkennen zu können.

Bin ich Alkoholiker?

Alkoholabhängig – und nun?

Die guten Nachrichten zuerst: Eine Alkoholabhängigkeit kann besiegt werden, und die Erfolgsaussichten sind gar nicht so übel. Egal wie lange Ihre Erkrankung schon dauert, egal wie groß Ihr Alkoholkonsum auch ist – eine Besserung ist immer möglich, und es ist nie zu spät, sich in Behandlung zu begeben oder eine Beratungsstelle aufzusuchen.

Alkoholsucht ist kein Zeichen von einem labilen oder schwachen Charakter.

Klar, der Weg aus der Alkoholabhängigkeit ist nicht immer einfach, aber er zahlt sich immer aus. Umso länger die Erkrankung dauert, desto schlechter stehen die Chancen, die Abhängigkeit zu überwinden. Wenn Sie also unter Ihrem Alkoholkonsum leiden und derzeit noch nicht in Behandlung sind, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt: Es gibt eine Vielzahl an Beratungseinrichtungen, die anonym und kostenlos in Anspruch genommen werden können. Sich dort unverbindlich beraten zu lassen, stempelt Sie nicht als Alkoholkranken ab, sondern zeugt von Verantwortungsbewusstsein und Mut.

Viele der Beratungseinrichtungen sind auch per E-Mail erreichbar, Sie können also genau jetzt den ersten Schritt setzen.

Erste Schritte bei einer Alkoholsucht

Wer sich seiner Alkoholsucht stellt, macht auf jeden Fall das Richtige! Der Entschluss, sein Leben und sein Trinkverhalten wieder in den Griff zu bekommen, verdient Respekt und Unterstützung. Was können Sie also nun tun? Zunächst ist es wichtig, Hilfe und Rückhalt zu finden. Viele finden Unterstützung in der Familie und dem Freundeskreis. Dies ist jedoch kein Ersatz für professionelle Beratung und Hilfe. Es fällt Ihnen womöglich nicht leicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ein trockener Alkoholiker mit Tochter
Auch nach vielen Jahren ist es möglich, seine Alkoholsucht zu besiegen.

Die Angst vor Beratungsstellen ist jedoch unbegründet. Niemand wird Sie verurteilen oder Ihre Anliegen nicht ernst nehmen. Im Gegenteil: Professionelle Beratungsstellen kennen die Probleme und Schicksale von Alkoholkranken aus ihrer täglichen Arbeit. Es gibt sie aus genau einem Grund – um Ihnen zu helfen. Nehmen Sie das Angebot an.

Wenn Sie das Gefühl haben, Ihren Alkoholkonsum nicht mehr kontrollieren zu können und noch keine Hilfe in Anspruch nehmen wollen, machen Sie sich Folgendes bewusst:

  • Einsicht – auch wenn es nicht einfach ist: Verschließen Sie nicht die Augen vor Ihrer Sucht.
  • Alkoholismus ist eine Krankheit – es handelt sich nicht um eine Charakterschwäche und ist kein Zeichen von fehlendem Willen.
  • Keine Scham – haben Sie keine Angst, offen um Hilfe zu bitten. Sie sind nicht alleine, und niemand wird Sie verurteilen oder auf Sie herabblicken.
  • Ziele – machen Sie sich bewusst, weshalb es für Sie wichtig ist, mit dem Trinken aufzuhören. Das können etwa die Kinder, der Partner, die Gesundheit u. v. m. sein.
  • Unterstützung – finden Sie eine Person, der Sie vertrauen, und sprechen Sie über Ihr Problem. Dies kann etwa ein guter Freund, aber auch ein Arzt, ein Seelsorger oder eine Beratungsstelle sein.

Behandlung von Alkoholabhängigkeit

Die Behandlung von Alkoholismus ist ein langwieriger und individuell unterschiedlicher Prozess. Ziel ist immer eine Veränderung des Trinkverhaltens oder vollständige Abstinenz. Eine Reihe an medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten steht zur Verfügung.

Der Weg aus der Sucht kann in 5 Stufen gegliedert werden:

Stufe 1:

Problembewusstsein

Stufe 2:

Änderungswunsch

Stufe 3:

Erste Initiativen

Stufe 4:

Konkrete Maßnahmen

Stufe 5:

Gewöhnung an die Abstinenz

Egal in welcher Stufe Sie sich gerade befinden: Spezialisierte Beratungsstellen können Ihnen dabei helfen, den Schritt zur nächsten Stufe erfolgreich zu bewältigen!

Die Behandlung einer Alkoholsucht

Prognose Alkoholabhängigkeit

Eine genaue Prognose zum Erfolg einer Therapie oder eines Entzugs ist vor Beginn der Behandlung kaum möglich. Individuelle Faktoren, Dauer der Krankheit und das Ausmaß bereits eingetretener körperlicher und psychischer Schäden sind unter anderem für eine „Heilung“ ausschlaggebend. Tatsächlich hängt die Prognose stark vom persönlichen Ziel bzw. dem Erfolgskriterium ab. Patienten, die nach Jahren der Abstinenz einen Rückfall erleben, haben das strenge Ziel der Totalabstinenz womöglich nicht erreicht – ein Erfolg ist es freilich allemal.

Ein Leben ohne wesentliche Beeinträchtigungen ist auch ohne totale Abstinenz möglich, die Prognose im Sinne einer chronischen Erkrankung ist daher als gut zu bezeichnen und deutlich besser als angenommen. Voraussetzung ist immer Eigenmotivation, professionelle Hilfe durch Suchtambulanzen, Suchtberatungsstellen oder Fachärzte und eine entsprechende Nachbetreuung.

Alkoholiker bei einer Selbsthilfegruppe
Im Kampf gegen die Alkoholsucht stehen dem Alkoholkranken eine Reihe an Einrichtungen, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen zur Verfügung.

Der regelmäßige Besuch von Selbsthilfegruppen hilft ebenfalls, die Sucht langfristig zu kontrollieren und mit Rückschlägen fertig zu werden. Wie eine Reihe von Studien zeigen konnte, sind die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Heilung ein früher Behandlungsbeginn und regelmäßige Behandlungskontakte. In diesem Sinne sind Betroffene dazu angehalten, von den verschiedenen Einrichtungen und Angeboten Gebrauch zu machen.

Den Alkoholismus besiegen

Niemand liest Artikel über Alkoholsucht aus Vergnügen. Sich zu informieren, ist schon ein guter Anfang! Egal ob Sie Angehöriger oder selbst betroffen sind – es ist nicht immer einfach, den nächsten Schritt zu machen.

Vielen fällt es schwer, sich zu einer Therapie aufzuraffen. Selbst wenn man weiß, ein Problem zu haben, ist man nicht unbedingt motiviert, einen Entzug zu machen. Häufig wird erst nach einigen Monaten oder Jahren klar, dass man es eben doch nicht aus eigener Kraft schafft.

Fremde Hilfe zu akzeptieren, ist schwierig. Sie sollten daher von der Behandlungsmethode überzeugt sein und mögliche Vorbehalte vorher abklären.

Die Alkoholsucht überwinden

Die Frage, wann mit der Behandlung begonnen werden sollte, ist eigentlich einfach: Jetzt, möglichst bald. Eine Alkoholsucht sollte – so wie jede andere Krankheit – möglichst rasch behandelt werden. Je früher eine Therapie erfolgt, desto besser stehen die Chancen auf eine Heilung.

Tatsächlich sieht die Realität häufig anders aus. Die meisten Alkoholsüchtigen vermeiden es zunächst, sich mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. Erst wenn die Probleme nicht mehr zu verbergen sind, kommt man zur Einsicht, Hilfe zu benötigen. Das ist auch durchaus verständlich: Zu Beginn geht es den Betroffenen gut, selbst wenn es vereinzelt Probleme gibt, überwiegen doch die angenehmen Seiten des Alkoholkonsums.

Aus Schuld- und Schamgefühlen wird eine ehrliche, objektive Auseinandersetzung mit dem eigenen Trinkverhalten meistens vermieden. Das ist jedoch nicht notwendig – die meisten Menschen reagieren hilfsbereit, ohne über Sie zu urteilen. Im Zweifelsfall sollten Sie daher einfach mit einem Arzt oder einer Vertrauensperson über Ihren Alkoholkonsum reden.

Häufig hört man die Meinung, Alkoholsüchtige würden sich nur in Behandlung begeben, wenn es nicht mehr anders geht. Dies mag in manchen Fällen stimmen – die Einsicht, Hilfe zu benötigen, kann sich aber auch schon sehr viel früher einstellen.

Angehörige können eine wichtige Hilfe beim Entschluss zu einer Therapie sein. Trotzdem muss der Betroffene selbst davon überzeugt sein, das Richtige zu tun.

Häufige Fragen

Wie erkennt man eine Alkoholabhängigkeit?

Alkoholabhängigkeit entwickelt sich schleichend und bleibt oft lange unbemerkt. Warnzeichen sind ein zunehmendes Verlangen nach Alkohol, Kontrollverlust über die Trinkmenge, Entzugserscheinungen am Morgen und das Vernachlässigen sozialer oder beruflicher Verpflichtungen. Auch das Verstecken von Alkohol oder Ausreden gegenüber Angehörigen deuten auf eine beginnende Abhängigkeit hin.

Ist Alkoholsucht heilbar?

Eine vollständige Heilung im klassischen Sinn gibt es nicht, aber die Sucht kann dauerhaft kontrolliert werden. Mit professioneller Unterstützung, Entzug und anschließender Therapie ist ein Leben in Abstinenz möglich. Viele Betroffene bleiben jahrelang trocken und führen ein stabiles, zufriedenes Leben. Der entscheidende Faktor ist die Motivation, Hilfe anzunehmen und Rückfälle nicht als Scheitern zu sehen.

Was sind die ersten Schritte bei Alkoholsucht?

Der wichtigste Schritt ist die Einsicht, ein Problem zu haben. Danach sollten Betroffene Kontakt zu einer Beratungsstelle, einem Arzt oder einer Suchtambulanz aufnehmen. Professionelle Einrichtungen helfen bei der Planung des Entzugs und unterstützen auch Angehörige. Eine vertraute Person im Umfeld kann zusätzlich Mut machen und Halt geben, den Weg aus der Abhängigkeit zu beginnen.

Wie verläuft die Behandlung von Alkoholismus?

Die Behandlung erfolgt in mehreren Phasen: Zuerst wird ein Problembewusstsein geschaffen, anschließend folgt der Entzug. Danach schließt sich die Entwöhnungstherapie an, die psychologische Unterstützung und Verhaltensänderung umfasst. Langfristig ist Nachsorge durch Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen entscheidend, um Rückfälle zu vermeiden und die Abstinenz zu festigen.

Wie sind die Heilungschancen bei Alkoholsucht?

Die Chancen auf ein stabiles, alkoholfreies Leben stehen gut, besonders wenn die Behandlung früh beginnt. Je kürzer die Abhängigkeit besteht und je konsequenter die Therapie eingehalten wird, desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Viele schaffen den Ausstieg, andere erleben Rückfälle. Doch auch Rückfälle gehören zur Genesung. Entscheidend ist, nach einem Rückfall wieder Hilfe zu suchen und dranzubleiben.

Wie können Angehörige unterstützen?

Angehörige sollten Verständnis zeigen, ohne zu kontrollieren. Offene Gespräche, gemeinsame Arztbesuche und Unterstützung bei der Suche nach Hilfe können entscheidend sein. Wichtig ist, Druck und Vorwürfe zu vermeiden. Angehörige dürfen aber auch eigene Grenzen ziehen und auf ihre eigene psychische Gesundheit achten. Selbsthilfegruppen für Angehörige bieten wertvolle Entlastung und Austausch.

Wann sollte man Hilfe suchen?

Je früher, desto besser. Wer merkt, dass Alkohol regelmäßig konsumiert wird, das Denken oder den Alltag dominiert oder Entzugserscheinungen auftreten, sollte nicht warten. Frühzeitige Beratung kann verhindern, dass sich eine Abhängigkeit verfestigt. Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche – es ist der wichtigste Schritt zur Genesung.

  • Handbuch Alkohol – Österreich, 3. Auflage
  • Alkohol ohne Schatten: Basisinformationen
    (Online, letzer Zugriff am )
  • Blaues Kreuz: Alkoholkrankheit – Diagnostik, Therapie, Abstinenz
    (Online, letzer Zugriff am )
  • Wenn Alkohol zum Problem wird - Suchtgefahren erkennen - den Weg aus der Abhängigkeit finden
    (Online, letzer Zugriff am )
Redaktionelle Bearbeitung: Benjamin Slezak
Erste Veröffentlichung:
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