Prüfungsangst in der Schule
Prüfungsangst bei Schularbeiten und Abitur

Wer unter Prüfungsangst leidet, kann die eigenen Leistungen nicht optimal abrufen. Das führt gerade in der Schule zu Problemen bis hin zum Schulabbruch. Besonders vor Schularbeiten und am Jahresende steigt die Unsicherheit, selbst bei guter Vorbereitung. Kurzfristige Tipps, aber auch langfristige Strategien können Erleichterung verschaffen.
Prüfungsangst zeigt sich in Nervosität, körperlicher Anspannung und stört das psychische Wohlbefinden massiv. Während der Prüfungen kann es zum gefürchteten Blackout kommen: Das Gedächtnis ist blockiert und die gestellten Aufgaben kaum noch zu lösen. Im Schulbetrieb stehen Prüfungen und Tests jedoch an der Tagesordnung – was kann man also tun?
Prüfungsangst vor Schularbeiten
Ruhe vor dem Start
Viele Schülerinnen und Schüler erleben vor Schularbeiten Anspannung. Das ist zunächst völlig normal und kein Grund zur Sorge. In der Regel vergeht die Anspannung während der Arbeit und man konzentriert sich auf die Aufgaben. Prüfungsangst geht darüber hinaus: Selbst wenn die Vorbereitung gut war, blockieren Angstgedanken oder körperliche Symptome wie Herzklopfen und Schweißausbrüche die Konzentration.
Kurzfristige Strategien können helfen, diese Blockaden zu überwinden. Wir haben dazu einen Leitfaden zusammengestellt, der wertvolle Tipps und langfristige Strategien liefert:
Tipps und Strategien bei Prüfungsangst
Besonders gefürchtet ist der Blackout. Dann kommt es zu einer vollständigen Blockade, die Aufmerksamkeit ist durch die Angstreaktionen des Körpers abgelenkt, das Gelernte im Gedächtnis kaum noch abrufbar. Auch hier gibt es hilfreiche Techniken, wie Blackouts verhindert werden können. Sollte es doch zu einem Blackout kommen, können einfache Verhaltensweisen helfen, sich zu sammeln und die überbordende Angstreaktion zu kontrollieren.
Auch diese haben wir in unserem Artikel zum Blackout gesammelt:
Strategien und Hilfe bei einem Blackout
Prüfungsangst kann die persönliche Leistungsfähigkeit deutlich herabsetzen. Sie ist kein Zeichen von mangelndem Fleiß oder Begabung. Leider entsprechen die erreichten Beurteilungen oder Noten der Betroffenen daher häufig nicht der tatsächlichen Leistungsfähigkeit.
Sollten Sie regelmäßig, also auch bei „kleinen“ Prüfungen wie beispielsweise Schularbeiten, unter Prüfungsangst leiden, kann es sinnvoll sein, die Lehrperson in einem vertraulichen Gespräch darüber zu informieren.
Prüfungsangst vor Abitur / Matura
Das Abitur oder die Matura sind für viele Schüler die ersten großen, wichtigen Prüfungen, die sie ablegen. Selbst normalerweise gute Schüler erleben hier besonderen Druck. Tatsächlich sind hier schlechte Schüler sogar ein wenig im Vorteil: Sie haben womöglich bereits mehr Erfahrungen mit wichtigen Prüfungen und wissen, wie es sich anfühlt, wenn es „knapp“ wird. Nervosität ist deshalb völlig normal und kein Zeichen von mangelnder Vorbereitung.
Im Unterschied zu Schularbeiten kommen mündliche Prüfungen hinzu. Hier hilft es, typische Fragen laut zu beantworten. Wer sich an die eigene Stimme in Prüfungssituationen gewöhnt, gewinnt Selbstvertrauen und kann sich voll auf die Aufgabe konzentrieren, anstatt über Sprache und Ausdruck nachzudenken.
Bei mündlichen Prüfungen ist die Körpersprache wichtig. Ein ruhiger Sitz, Blickkontakt und bewusstes Atmen helfen, Sicherheit auszustrahlen und sich selbst zu beruhigen. Wenn dann die ersten Fragen gut beantwortet wurden, lässt die Nervosität nach und die eigene Anspannung rückt in den Hintergrund.
Mit den Eltern reden
Schlechte Noten und Angst vor Prüfungen führen oft zu Spannungen in der Familie. Viele Jugendliche fürchten, dass ihre Sorgen als Ausreden verstanden werden. Dabei ist es wichtig, Prüfungsangst ernst zu nehmen und darüber zu sprechen.
Hier sind auch die Eltern gefordert: Prüfungsangst ist nicht unbedingt die Folge von schlechten Noten, sondern womöglich eine der Ursachen dafür.
Am besten ist es, die eigene Wahrnehmung, körperliche Symptome und daraus resultierende Erlebnisse konkret zu schildern. So wird deutlich, dass es sich nicht um fehlende Motivation, sondern um eine echte Belastung handelt. Eltern können dann die Ursachen besser verstehen, schlechte Bewertungen besser einschätzen und bessere Unterstützung bieten.
Es ist sinnvoll, so ein Gespräch in einem ruhigen Moment zu führen und nicht direkt nach einer schlechten Note. Auch sollte der Abstand bis zur nächsten Prüfung lang genug sein, um sich gemeinsam entsprechend vorbereiten zu können.
Wenn Angehörige helfen möchten, können Sie ruhig detaillierte Anweisungen geben. Formulieren Sie klare Wünsche: keine Verpflichtungen in den Tagen vor der Prüfung, Hilfe beim Lernen oder Verständnis im Falle von Blackouts.
Ein offenes Gespräch schafft Vertrauen und macht es leichter, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Angehörige reagieren häufig erleichtert, wenn sie merken, dass die Angst nicht versteckt wird, sondern offen um Hilfe ersucht wird. Dies macht auch deutlich, dass nicht Faulheit oder Lustlosigkeit die Ursache für mangelnden Schulerfolg sind und man aktiv an den Problemen arbeiten möchte.
Mit den Lehrern reden
Ob ein Gespräch mit Lehrkräften sinnvoll ist, hängt von der Situation ab. Manche Lehrer reagieren verständnisvoll und können Hilfen anbieten, andere sehen darin womöglich eine Ausrede. Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl, bei welchen Personen ein Gespräch angebracht erscheint. Als Alternative gibt es womöglich auch einen Vertrauenslehrer, bei dem Ihre Sorgen besser aufgehoben sind.
Lehrer können helfen, ohne die Prüfung zu vereinfachen. Mündliche Prüfungen müssen möglicherweise nicht vor der versammelten Klasse durchgeführt werden, der Gesprächston könnte lockerer werden. Selbst ein paar aufmunternde Worte können einen großen Unterschied machen. Auch das Wissen, dass die Lehrkraft informiert ist, kann Druck reduzieren.
Wenn die Prüfungsangst in mehreren Unterrichtsfächern auftritt, wenden Sie sich zuerst an Lehrer, zu denen ein Vertrauensverhältnis besteht.
Auch Eltern können im Gespräch mit der Schule unterstützen. So wird deutlich, dass Prüfungsangst ein ernstes Anliegen ist, mit dem die Betroffenen nicht allein gelassen werden sollten. Wichtig ist, das Gespräch sachlich zu führen und keine Vorwürfe zu machen. Vermeiden Sie es, die Schuld dem Lehrer zu geben (z. B. zu strenge bzw. schwierige Prüfungen) oder die Ursache beim Betroffenen zu suchen (z. B. zu faul, wenig motiviert).
Das Gespräch sollte das Thema Prüfungsangst behandeln. Überlegen Sie gemeinsam, wie das konkrete Problem Prüfungsangst gelöst werden könnte. Sprechen Sie dabei keine Dinge an, die schlicht nicht möglich sind oder nicht zum Thema Angst passen. Beispiele wären etwa leichtere Prüfungen oder andere Schwierigkeiten, die nichts direkt mit der Prüfungsangst zu tun haben.
Wenn das Gespräch mit dem Lehrer nicht möglich ist oder wenig hilfreich war, können Beratungslehrer oder Schulpsychologen eine Alternative sein.
Mit den Mitschülern reden
Ob man Mitschüler einweiht, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Manche befürchten, als schwach abgestempelt zu werden. Andere erleben Unterstützung und Solidarität, wenn sie sich öffnen.
Gerade in der Schule kann es sinnvoll sein, gute Freunde aus derselben Klasse einzuweihen. Sie kennen die Lehrer, haben dieselben Prüfungen und womöglich sogar dieselben Probleme. Selbst wenn sie keine Lösung präsentieren können, hilft schon eine gemeinsame Prüfungsvorbereitung oder eine freundliche Bemerkung kurz vor der Prüfung. Schon das Gefühl, dass jemand zuhört und ein „Verbündeter“ in der Klasse anwesend ist, kann Druck reduzieren.
- Siebke Melfsen, Susanne Walitza (Beltz, 2013): Soziale Ängste und Schulangst Entwicklungsrisiken erkennen und behandeln
- Frances Hoferichter, Diana Raufelder (Kohlhammer Verlag, 2017): Prüfungsangst und Stress Ursachen, Wirkung Und Hilfe
- Helga Knigge-Illner (Campus Verlag, 2017): Prüfungsangst besiegen. Wie Sie Herausforderungen souverän meistern
- Werner Metzig, Martin Schuster (Springer, 2006): Prüfungsangst und Lampenfieber
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