Alkoholvergiftung
Alkoholintoxikation
Eine Alkoholvergiftung kann tödlich enden. Doch wann sollte ein Krankenwagen verständigt werden? Was tut man bei den ersten Anzeichen einer Vergiftung? Wir erklären die Symptome und zeigen, wie Sie richtig reagieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Symptomen einer Alkoholvergiftung möglichst rasch handeln.
- Wenn notwendig, Erste Hilfe Maßnahmen durchführen.
- In den meisten Fällen sind Alkoholvergiftungen harmlos. Umso wichtiger ist es, kritische Situationen zu erkennen.
- Lassen Sie stark alkoholisierte Personen nicht alleine und verständigen Sie bei Gesundheitsgefahr die Rettung.
- Es kann vor allem in der Nacht zu Herzrasen kommen.
- Leichte Alkoholvergiftungen bessern sich nach einigen Stunden.
Unter einer Alkoholintoxikation versteht man Vergiftungserscheinungen durch übermäßigen Alkoholkonsum. Dabei werden wesentliche Hirnfunktionen beeinträchtigt, in schweren Fällen besteht Lebensgefahr.
Alkoholvergiftung Symptome
Treten folgende Symptome einer Alkoholvergiftung auf, sollte umgehend ein Krankenwagen verständigt werden oder das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden:
- Bewusstlosigkeit / Störung des Bewusstseins
- Atem- und Pulsunregelmäßigkeiten
- Langsame, hörbare Atmung
- Schwache oder unregelmäßige Atmung
- Unterkühlung
- Kalte, feuchte Haut
- Erweiterte Pupillen
- Reaktionslose Pupillen
- Heftiges Zittern oder Schwitzen
- Wenn die Person kaum ansprechbar ist oder sehr verwirrt wirkt
- Wenn sich der Zustand auch nach einmaligem oder mehrmaligem Erbrechen nicht verbessert
Bleiben Sie ruhig und verständigen Sie einen Krankenwagen. Beachten Sie auch die Erste-Hilfe-Maßnahmen. Besondere Vorsicht gilt bei Mischkonsum mit anderen Suchtmitteln. Informieren Sie die Ersthelfer über alle konsumierten Substanzen.
Erste Anzeichen einer Alkoholvergiftung
Achten Sie auf folgende Anzeichen einer beginnenden Alkoholvergiftung. Wenn sich die Symptome verschlimmern, sollte die Rettung verständigt werden:
- Wahrnehmungs- und Gedächtnisstörungen
- Erbrechen
- Störung der Emotionalität
- Verhaltensauffälligkeiten
- Verwirrtheit
Besonders gefährlich sind Trinkwetten. Durch das rasche, unkontrollierte „herunterschütten“ funktionieren die Schutzmaßnahmen des Körpers (das Erbrechen) nicht und es kann schnell zu einer Alkoholintoxikation kommen.
Die Zeit zwischen den ersten Anzeichen einer Alkoholvergiftung und einer Gesundheitsgefährdung kann dann überraschend kurz sein.
Phasen der Alkoholvergiftung
Stadium | Promille | Symptome |
---|---|---|
Exzitation | 0,2‰ - 2‰ | Enthemmung, verlangsamte Reaktion, Gleichgewichtsstörungen, Sprachschwierigkeiten, verringertes Schmerzempfinden, gerötete Augen |
Hypnose | 2‰ - 2,5‰ | Sprachstörungen, verringerte Koordinationsfähigkeit, Erbrechen, verengte Pupillen, Gedächtnis- und Sehstörungen |
Narkose | 2,5‰ - 4‰ | Bewusstlosigkeit, Fehlen von Reflexen, erweiterte Pupillen, Schockzustand |
Asphyxie | über 4‰ | Koma, reaktionslose Pupillen, Kreislaufversagen, Atemstörung, akute Lebensgefahr |
Zusammenhang von Alkoholvergiftung und Promille
Einen Anhaltspunkt kann auch der Promillewert geben. Um den ungefähren Wert zu bestimmen, empfiehlt sich der Promillerechner.
Der Promillewert alleine reicht nicht aus, um die Gefährlichkeit einer Alkoholvergiftung beurteilen zu können. Ein langjähriger Alkoholiker „verträgt“ deutlich mehr Alkohol, als Jugendliche oder Gelegenheitstrinker.
Besonders für Kinder und Jugendliche können vergleichsweise niedrige Promillewerte bereits kritisch sein. Beachten Sie auch, dass der Promillewert stark von Gewicht und Geschlecht abhängt.
Ab wie viel Promille hat man nun eine Alkoholvergiftung? Einen genauen Wert, ab wann die Rettung verständig werden sollte gibt es nicht. Spätestens wenn Sie die Verantwortung für die Person nicht mehr übernehmen können (oder wollen), sollte der Notruf gewählt werden.
Im Zweifel lieber handeln. Das Schlimmste ist nichts zu tun.
Notrufnummern bei Alkoholintoxikation
Deutschland: | |
Euronotruf: | |
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: | |
Österreich: | |
Rettung: | |
Euronotruf: | |
Vergiftungszentrale AKH: | |
Ärztenotdienst: | |
Schweiz: | |
Euronotruf: | |
Medizinische Notfälle: | |
Giftinfo und Notfallberatung: | |
Leisten Sie nach Benachrichtigung der Rettungskräfte erste Hilfe und halten Sie den Betroffenen bis zum Eintreffen des Arztes bei Bewusstsein.
Lassen Sie Personen, die Anzeichen einer Alkoholvergiftung zeigen, nicht alleine. Auch wenn eine ärztliche Behandlung womöglich nicht notwendig ist, muss (vor allem im Winter) verhindert werden, dass sich der Betroffene alleine auf den Heimweg macht. Vergewissern Sie sich, dass er gut daheim ankommt. Es kommt regelmäßig zu Todesfällen durch Unterkühlung, etwa wenn der Rausch im Freien „ausgeschlafen“ wird.
Kinder haben ein deutlich kleineres Blutvolumen und Körpergewicht als Erwachsene. Zudem sind sie nicht an Alkoholkonsum gewöhnt. Eine Alkoholvergiftung kann bei ihnen schneller tödliche oder dauerhafte Schäden verursachen. Zögern Sie nicht, ein Krankenhaus aufzusuchen, wenn Sie bei Ihrem Kind eine Alkoholvergiftung vermuten.
Alkoholvergiftung - was tun?
Bei einer akuten Alkoholvergiftung können Sie effektive Erste Hilfe leisten:
- Ist die Person ansprechbar?
- Falls er oder sie bewusstlos ist, kontrollieren Sie die Atmung und bringen Sie die Person bei vorhandener Atmung in die stabile Seitenlage.
- Bei Atemstillstand führen Sie eine Mund zu Mund Beatmung durch.
- Bei Herzstillstand führen Sie eine Herzmassage durch.
- Versuchen Sie die Person bei Bewusstsein zu halten.
- Kontrollieren Sie den Puls. Bringen Sie bei schwachem Puls die Person in die stabile Seitenlage.
- Halten Sie die Atemwege frei. Achten Sie insbesondere auf Erbrochenes.
- Schützen Sie den Betroffenen vor Unterkühlung, zum Beipiel mit einer Decke oder einem warmen (alkoholfreien) Getränk.
- Falls die Person erbricht, helfen Sie ihr beim Sitzen oder Stehen.
- Sprechen Sie beruhigend auf den Betroffenen ein und lassen Sie ihn nicht alleine.
- Um Stürze zu vermeiden sollte sich der Betroffene hinsetzen.
Wenn die Person bei Bewusstsein ist und vor kurzem noch getrunken hat, empfiehlt es sich das Erbrechen selbst auszulösen. Der sich noch im Magen befindende Alkohol kann so rasch aus dem Körper befördert werden, bevor er in den Blutkreislauf gelangt. Achten Sie auf frische Luft und geben Sie Wasser zu trinken.
Gefahr geht von Erbrochenem aus, welches die Atemwege blockieren könnte. Beachten Sie auch, dass die typischen Würgegeräusche beim Erbrechen fehlen können: Bei starker Alkoholisierung und Bewusstlosigkeit rinnt das Erbrochene langsam aus dem Mund heraus, der Hustenreflex ist blockiert. Häufig wird das Problem erst bemerkt, wenn der Betroffene reflexartig nach Luft schnappt. Das Erbrochene muss dann unbedingt aus den Atemwegen entfernt werden.
Um eigene Verletzungen – etwa durch spontanes Zubeißen – zu vermeiden, sollten Finger nicht in den Mund gesteckt werden. Lagern Sie den Kopf möglichst tief, das Erbrochene kann so durch das entstehende natürliche Gefälle abfließen. Um den Vorgang zu beschleunigen, kann leicht auf den Rücken geklopft werden.
Verhindern Sie eine Unterkühlung. Bedenken Sie, dass selbst eine warme Sommernacht deutlich kühler als 36 °C Körpertemperatur ist. Der Betroffene spürt seine Unterkühlung nicht und wird Sie nicht darüber informieren. Bereits eine einfache Decke oder Jacke kann eine gefährliche Unterkühlung vermeiden.
Gefährlichkeit einer Alkoholvergiftung
Eine Alkoholvergiftung sollte immer ernst genommen werden. Auch wenn die Alkoholintoxikation in den meisten Fällen glimpflich ausgeht, kann es zu Lebensgefahr kommen. Glücklicherweise schützt sich der Köper selber: Durch Erbrechen oder Ohnmacht wird eine weitere Alkoholaufnahme verhindert.
Klarerweise sollte man sich auf diese körpereigenen Schutzmechanismen nicht verlassen. Ohnmacht birgt die Gefahr des Erstickens oder der Unterkühlung. Erbrechen hilft nur, wenn der Alkohol noch nicht resorbiert wurde. Eine besondere Gefahr geht von Trinkspielen und Trinkwetten aus. Durch die kurze, massive Alkoholaufnahme kann sich der Organismus nicht durch Erbrechen schützen, es kommt zu einer rasch ansteigenden Alkoholkonzentration.
Auch wenn es nur selten zu Todesfällen durch akute Alkoholvergiftungen kommt, sollte das Risiko nicht unterschätzt werden. Immer wieder gibt es tödliche Ausgänge, die vermieden hätten werden können. „Es wird schon nichts passieren“ ist keine Option. Viele Vergiftungen mit Alkohol verlaufen ohne bleibende Schäden, gerade weil richtig und rasch gehandelt wurde.
Behandlung der Alkoholintoxikation
Ist der Alkohol in den Blutkreislauf gelangt lässt er sich nicht mehr entfernen. Auch eine Neutralisation oder ein beschleunigter Abbau durch Medikamente ist nicht möglich. Der erste Schritt bei einer Alkoholintoxikation ist also das Entleeren des Mageninhalts. Dadurch kann zumindest die weitere Aufnahme von Alkohol in den Kreislauf verhindert werden.
Das Auspumpen des Magens ist jedoch nur sinnvoll, wenn der letzte Alkoholkonsum nur wenige Minuten zurückliegt. Ist der Alkohol bereits resorbiert, wird in der Regel auf einen natürlichen Abbau des Alkohols gewartet. In lebensbedrohlichen Notfällen kann eine Dialyse (Blutwäsche) durchgeführt werden.
Während der Ausnüchterung konzentriert sich die Behandlung der Alkoholvergiftung vor allem auf die Kontrolle und Erhaltung der Vitalfunktionen. Ab 2 Promille besteht Schockgefahr. Bei starker Vergiftung kann daher die Behandlung auf der Intensivstation notwendig sein.
Um eine Stabilisierung des Kreislaufs zu erreichen und verlorene Flüssigkeit auszugleichen, kann eine Infusion mit einer Kochsalzlösung angehängt werden. Bei drohender Unterzuckerung (Hypoglykämie) wird zusätzlich eine Glukoselösung verabreicht.
Folgen der Alkoholvergiftung
Alkoholintoxikationen heilen in der Regel ohne bleibende Schäden ab. Regelmäßiger Alkoholkonsum verursacht jedoch eine Reihe an körperlichen Schäden und kann zu einer Alkoholabhängigkeit führen.
Alkoholvergiftungen gehen zum Glück nur selten tödlich aus. In den meisten Fällen kommt es zum Erbrechen bevor eine zu hohe Alkoholkonzentration erreicht wird. Trotzdem sind die Gefahren nicht zu unterschätzen. Bedenkt man die große Zahl an Alkoholvergiftungen, ist auch ein geringes Risiko zu groß.
In schweren Fällen kann eine Alkoholvergiftung tödlich enden oder bleibende Schäden nach sich ziehen. Besonders bei Komplikationen wie Schockzuständen oder einer Unterversorgung mit Sauerstoff (verlegte Atemwege) besteht akute Lebensgefahr.
Schwangere sollten komplett auf alkoholische Getränke verzichten. Alkohol während der Schwangerschaft kann schwere Hirnschäden und Missbildungen des Ungeborenen verursachen (fetales Alkoholsyndrom).
Selbst gemäßigter Konsum kann später zu Entwicklungsstörungen und kognitiven Defiziten führen.
Herzrasen durch Alkohol
Nach Alkoholkonsum kann es vor allem in der Nacht zu supraventrikulären Tachykardien kommen. In anderen Worten: der Pulsschlag ist beschleunigt, der Rhythmus des Herzschlags kann gestört sein. Das Herzrasen vergeht üblicherweise innerhalb eines Tages.
Weil die Herzrhythmusstörungen vor allem an Wochenenden nach übermäßigem Alkoholkonsum auftreten hat sich im englischen Sprachraum der Begriff des „Holiday-Heart-Syndroms“ etabliert.
Meistens sind Jugendliche nach ausgiebigem Feiern betroffen. Das durch Alkohol ausgelöste Herzrasen beschränkt sich vorwiegend auf die Nachtstunden und vergeht nach einiger Zeit. Sofern keine zugrundeliegende Herzerkrankung besteht, ist das Holiday-Heart-Syndrom für junge, gesunde Menschen in der Regel harmlos.
Allerdings sollte der eigene Alkoholkonsum gegebenenfalls reduziert werden. Außerdem empfiehlt es sich, mögliche Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder eine Schilddrüsenüberfunktion abklären zu lassen. Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen wie Übergewicht, Stress und Bluthochdruck sollten ebenfalls vermieden werden.
Sollte das Herzrasen öfters oder auch ohne vorherigen Alkoholkonsum auftreten, lassen Sie es im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung abklären.
Leichte Alkoholvergiftung
Eine leichte Alkoholvergiftung ist weitgehend harmlos und vergeht nach einigen Stunden. Die Folgen der leichten Alkoholvergiftung sind die bekannten Symptomen eines „Katers“:
- Müdigkeit
- Schwäche
- Durst
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwitzen
- Schwindel
- Licht- und Geräuschempfindlichkeit
Eine leichte Alkoholvergiftung kann einfach zu Hause behandelt werden: Trinken Sie genügend Wasser und alkoholfreie Getränke (z.B. Tee). Sie gleichen so den alkoholbedingten Flüssigkeitsverlust aus und mildern die Symptome des Katers. Weitere Tipps finden Sie hier:
- Handbuch Alkohol – Österreich, 3. Auflage
-
DFV:
Erste Hilfe Alkoholvergiftung
(Online, letzer Zugriff am )